Kulinarischer Brandenburg-Ausflug: Kürbisse und Kraniche

Das Ausflugsziel im Kurzcheck:

Erreichbarkeit ab Berlin? Auto ca. 1h; per Bahn bis Bhf Nauen (ca. 40 min) und dann 20 km mit dem Rad oder bis Bhf Neuruppin (ca. 1h 20 min) und dann 23 km mit dem Rad.
Kindertauglich? kein spezielles Kinderangebot, die vielen unterschiedlichen Kürbisse selbst sind aber (je nach Alter des Kindes) spannend
Gläserne Produktion/Hof? Georg Rixmann und Sabine Schwalm beantworten freundlich alle neugierigen Kürbisfragen (und auch viele zu den Kranichen)
Hofladen? Ja
Gastronomie? Nein
Übernachtungsmöglichkeit? zum Beispiel in der Landpension Adebar direkt in Linum
Lässt sich verbinden mit …? Einkauf und/oder „Bauerngolf“-Ralley auf dem Ökohof Kuhhorst; Besuch der Ziegenkäserei Karolinenhof.

Die meiste Zeit des Jahres ist das „Storchendorf Linum“ einfach ein beschaulicher Ort nordwestlich von Berlin. Die Landschaft ist hier ziemlich flach, es gibt auch nicht so viele Seen wie weiter im Norden Richtung Mecklenburg, dafür jede Menge Ackerland. Wenig spektakulär, könnte man meinen. Wenn man allerdings im Oktober dorthin fährt, kann es passieren, dass die Autos an der schmalen Hauptstraße, die durch den Ort führt, in zweiter Reihe parken.

Wenn der Spätsommer in den Herbst übergeht, kommen nämlich die Kraniche. Die Gegend ist einer der Rastplätze der Zugvögel auf ihrer Reise Richtung Süden. Zu Hunderttausenden sitzen die großen Vögel dann auf den Äckern und fliegen trompetend, krähend, rufend in kleinen und großen Formationen über den Himmel. Selbst für Leute, die Vogelbeobachtungen für ein etwas schrulliges Hobby halten, ist der Kranichzug nach Süden ein beeindruckendes Spektakel. Am meisten Action ist morgens, wenn die Vögel von ihren Schlaf- zu ihren Fressplätzen fliegen, und abends, wenn sie wieder zurück kommen. Aber Bewegung ist eigentlich den ganzen Tag über. Uns kam es vor wie ein gigantisches Familientreffen. Wann immer ein Trüppchen angeflogen kam, posaunten alle anderen ihr Willkommen und sofort setzte eine rege Unterhaltung ein.

Mit den Kranichen kommen auch die Touristen. Das sollte man einfach wissen, wenn man an einem sonnigen Herbstwochenende einen Ausflug nach Linum plant – sei es nun, um Vögel zu beobachten, oder um – unser kulinarischer Ausflugstipp – in Linum Kürbisse zu kaufen.


180 Kürbis-Sorten bauen Georg Rixmann und seine Frau Sabine Schwalm an, viele der Samen stammen aus dem Ausland, manche sind Urlaubsmitbringsel von Freunden. Das macht sie nicht nur zu ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet, es ist auch gewissermaßen mutig. Denn Kürbisse, die nicht orange sind, haben es bei uns Deutschen immer noch schwer. Rixmann selbst äußert diese Erkenntnis bei unserem Besuch und kommentiert sie gleich darauf schmunzelnd: „Dabei ist der Hokkaido geschmacklich der langweiligste in meinem Sortiment.“

Ich fühle mich ertappt und spitze die Ohren, als er uns ein paar Alternativen vorstellt: Der Buttercup – er hebt ein dunkelgrünes Exemplar mit graugrünen Längsstreifen hoch – schmeckt nach Erbse. Es folgt etwas, das an eine zu groß geratene Knoblauchknolle erinnert: Babyboo heißt der Kürbiszwerg, der roh jedoch leicht nach Rose duftet. Gekocht wird er mehlig und erinnert geschmacklich an Esskastanie. „Manche füllen ihn mit Sahne und Marzipan.“ Der Acorn, der in grün- oder gelb-beiger Blockstreifenoptik und mit gewellter Schale daherkommt, hat ein Haselnussaroma und macht sich prima als Rohkost im Salat. Und der Spaghettikürbis zerfällt praktischerweise beim Garen in pasta-artige Fäden. „Einfach die Kerne rausnehmen, Sauce reinfüllen, ab in den Ofen und fertig.“

Mit seinen Empfehlungen hat er uns die Entscheidung, welche Kürbisse wir denn heute mitnehmen wollen, ein klein bisschen erleichtert. Denn wir sind zwar mit unserem VW-Bus angereist und die Kürbisse halten sich, richtig gelagert, auch eine Weile. Aber unsere Speisekammer hat halt doch keine Ballsaal-Größe. Freundlicherweise hängen an den großen Holzkisten, in denen sich Kürbisse in allen erdenklichen Formen und Herbstfarben türmen, nicht nur Kärtchen mit den Namen und ein paar Fakten zur jeweiligen Sorte, sondern auch Zubereitungstipps und Rezepte. Wer keine Handykamera hat, um sich das Rezept kurz abzufotografieren, findet diese auch auf der Internetseite des Hofes.

Kraniche halten übrigens auch nachts nicht ihren Schnabel. Ich dachte ja immer, Vögel schlafen, wenn es dunkel ist, aber es gibt offensichtlich Ausnahmen. Das haben wir festgestellt, als wir letzten Oktober mit unserem Campingbus eine Nacht nahe Linum verbrachten. Uns hat das nicht gestört, im Gegenteil: Wir freuen uns schon drauf, wieder rauszufahren und zwischen den geschwätzigen Piepmätzen zu campen.

„Am vergangenen Wochenende sind tatsächlich die ersten paar tausend in Linum angekommen“, schreibt mir Sabine Schwalm gerade als ich an diesem Text sitze. „Es ist –  wie immer – einfach sensationell.“ Außerdem gibt es da noch jede Menge Kürbisrezepte, die wir noch nicht ausprobiert haben.

[Dieser Text ist erstmals 2015 erschienen, unser Ausflugstipp ist aber immer noch aktuell. Gerade kommen wieder die Kraniche in Linum an und auch die Kürbisse sind bereits reif!]

Rixmanns Hof, Nauener Str. 23a, 16833 Linum, Tel. 033922/ 50571, www.gemuese-und-obst.de
Der Hofladen öffnet im September Fr 12-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, im Oktober Mo-Fr 12-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr und im November Sa/So 10-18 Uhr.

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Kommentare

2 Antworten zu „Kulinarischer Brandenburg-Ausflug: Kürbisse und Kraniche“

  1. Avatar von Jenny

    Oh ja, die Kraniche in Linum… Die haben wir uns mal bei Eiseskälte Ende Oktober angeschaut. Da wäre nix mehr mit Campen gewesen 😉 Aber gut zu wissen, dass sie jetzt schon kommen! Die Kürbisse fanden wir damals übrigens auch sehr beeindruckend und haben deutlich mehr mitgenommen, als wir geplant hatten. Leider weigern sich die Kinder (seitdem?), Kürbis in irgendeiner Form zu essen 🙁

    LG
    Jenny

  2. Avatar von Julia
    Julia

    Kürbis-Überdosis? Verdammt …. Vielleicht kannst Du Dich mit einem süß gefüllten Babyboo wieder bei den Kids herantasten? ;-p
    Wir haben letztes Jahr auch kiloweise Kürbisse vom Hof geschleppt. In unserer kühlen Speisekammer haben die sich erfreulich gut gehalten.
    Hoffentlich erwischen wir noch ein nicht allzu frostiges Wochenende für unseren diesjährigen Kranichausflug!

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