Kulinarische Hauptstadt Mexikos. Zentrum des indigenen Kunsthandwerks. Unesco Weltkulturerbe. Wir hatten so viel gehört über Oaxaca und entsprechend hohe Erwartungen … und die wurden tatsächlich noch übertroffen
An unserem ersten Abend in Oaxaca, es war wenige Tage vor Weihnachten, saßen wir im T-Shirt auf unserer noch sonnenwarmen Dachterrasse und konnten unser Glück kaum fassen. Im Licht der Dämmerung lag uns die Stadt zu Füßen. Hier und da ragten aus dem Meer der flachen Hausdächer mächtige Kirchtürme, steinerne Zeugen der Kolonialzeit. Berge umarmten die Stadt von allen Seiten, einige schienen zum Greifen nah. Etwas weiter entfernt entdeckten wir Monte Albán mit seiner auffällig flachen Kuppe. Seine Spitze wurde vor über 2000 Jahren von den Zapoteken abgetragen, um darauf eine Stadt zu errichten. Wir konnten es nicht abwarten, sie uns anzuschauen.
Eine Katze maunzte auf dem Nachbardach. Auf der Straße unter uns brummte ein Bus vorbei. Hier oben erlaubte uns Mexiko eine kleine Verschnaufpause von all dem Trubel und Lärm, der für das Land eben auch typisch ist. Und wir erlagen, schon am ersten Abend, Oaxacas Zauber. Wir hatten das Gefühl, die nettesten Gastgeber mit dem schönsten Haus der ganzen Stadt gefunden zu haben, das noch dazu in einem absolut charmanten Stadtteil lag. Ziemlich weit oben am Berg – deshalb auch der tolle Ausblick – und trotzdem nur zehn Minuten zu Fuß vom historischen Zentrum entfernt. Mit dem womöglich besten Wochenmarkt der Stadt gleich um die Ecke (dazu später mehr!).
Am nächsten Morgen saßen wir wieder dort oben. Dass wir dafür unzählige Male die kleine Wendeltreppe hinauf laufen mussten, um den Frühstückstisch in der Sitzecke auf dem Dach zu decken, war es uns wert. Mit Blick auf die Stadt und die Berge, über denen die Sonne gerade aufging, begannen wir jeden Morgen. Und wir hätten auf unserer Terrasse sicher ganze Tage verbummelt, wäre es nicht spätestens gegen 10 Uhr zu heiß geworden dort oben. Dann packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf, Oaxaca zu erkunden.
Lange Spaziergänge durch die Stadt
Die historische Altstadt ist ziemlich kompakt und lässt sich prima zu Fuß erkunden – sogar mit kurzen Beinen. Wir sind gerne einfach durch die Straßen mit den bunt gestrichenen Häusern gebummelt und haben dabei Wandgemälde entdeckt, Kakteen auf Hausdächern, Straßenverkäufer und kleine Lädchen mit Kunsthandwerk. Wenn die Energie nicht mehr den Hügel zu unserem Haus rauf reichte, sind wir ein Stück mit dem Bus gefahren (7 Pesos, Busse fahren die großen Straßen des schachbrettartig angelegten Zentrums entlang) oder haben ein Taxi genommen (50 Pesos im Stadtgebiet).
Unsere Lieblingsorte und Dinge, die ihr unbedingt probieren solltet, möchten wir euch hier empfehlen. Aber eigentlich ist das Sehenswerte an Oaxaca die Stadt selbst mit ihrem ganz besonderen Zauber.
Mercado Sánchez Pascuas: Wochenmarkt der Einheimischen
Wir lieben (Wochen)Märkte und haben in Mexiko so einige besucht – aber der Mercado Sánchez Pascuas war unser Favorit. 1. Weil er eine überschaubare Größe hat und nie zu voll war, das Angebot aber trotzdem toll 2. Weil wir hier neben frischem Obst und Gemüse richtig gutes Essen bekommen haben. Die beste unter den vielleicht fünf, sechs Garküchen auf dem Markt ist diese hier, die ihr auf dem Foto seht. Als wir in Oaxaca waren, wurde die Markthalle allerdings gerade renoviert, so dass einige der Stände nach draußen umgezogen waren (so auch dieser). Eventuell müsst ihr ein bisschen suchen und nach „Fonda Normita“ fragen 🙂
- Der Mercado Sánchez Pascuas öffnet bereits früh, gegen 7 oder 8 Uhr. Warmes Essen gibt es ab etwa 11/12 Uhr und so lange, bis alles ausverkauft ist. Am späten Nachmittag packen die Händler langsam zusammen.
Bei unserem ersten Besuch habe ich auf Spanisch gefragt, was es denn alles gibt, und mich dann für „Enmoladas“ entschieden: mit Gemüse bzw. Hühnchen gefüllte, zusammengerollte Tortillas in reichlich roter und schwarzer Molesauce. Ein Gedicht! Die kleine Co-Jägerin, der die Mole zu scharf war, löffelte zufrieden eine klare Brühe mit Huhn und Gemüse. Erst bei unserem zweiten Besuch ist mir klar geworden, dass das Angebot offenbar noch viel größer ist als ich beim In-die-Töpfe-Lugen erkennen konnte. Und das kam so: Neben uns am langen Holztisch saßen vier ältere Touristen, die sich einen Teller mit einem Berg von Essen teilten, der sehr verlockend aussah. „Wir haben einfach ‚von allem etwas‘ bestellt“, erklärten sie mir als sie meinen neugierigen Blick bemerkten. So viel konnten wir eineinhalb Esser leider nicht schaffen 🙂 Aber auch die Auswahl an Tortillas, Fleischstücken und Würsten, die wir uns dann bringen ließen, war köstlich.
Die Schokolade! Oaxaca ist ein Paradies für Schokoholics
Die Krönung war allerdings die heiße Schokolade, die ich ebenfalls bei unseren Nachbarn entdeckt und dann auch bestellt hatte. Der Bundesstaat Oaxaca ist berühmt für seinen Kakao, der dort angebaut wird, und die heiße Schokolade, die mit einem ganz speziellen Holzlöffel schaumig gerührt wird. Übrigens eine Kunst, die lange nicht alle Oaxaqueños beherrschen, sondern nur einige Frauen. Das hatte ich zwar im Reiseführer gelesen. Aber als ich den ersten Schluck des unscheinbaren, nur zart braunen Getränks nahm, war das wie eine Offenbarung. Es schmeckte intensiv schokoladig und dazu ein bisschen weihnachtlich-würzig nach Zimt und Nelken. „Du siehst gerade sehr glücklich aus“, kommentierte unser Tischnachbar schmunzelnd meinen Gesichtsausdruck. Und eine mexikanische Familie, die ebenfalls mit am Tisch saß, empfahl uns den Laden „Chocolate Mayordomo“, um ein paar Tafeln Schokolade (die dann eingeschmolzen und mit Milch vermischt werden) als Souvenir zu kaufen. Neben diesem Platzhirsch gibt es in Oaxaca aber auch kleine Manufakturen, die Schokolade verkaufen.
Kaufrausch auf dem Mercado Benito Juárez
Was auch immer ihr über Oaxacas Kunsthandwerk lest oder euch vorgeschwärmt wird: Es wird euch nicht auf den Mercado Benito Juárez vorbereiten! Das Angebot dort ist gigantisch: Wunderschöne Schuhe aus echtem Leder. Ohrringe und Ketten mit Totenkopf-Motiven. Sombreros aller Art. Ledergeldbeutel. Handtaschen. Bunte gewebte Decken und Schals. Ziselierte, bunt bemalte Blechfiguren und -spiegel. Alebrijes (dazu später mehr!). Bunt bestickte Blusen. Fröhlich bemalte Keramiktotenköpfe. Stände mit abgepackter Molesauce. Dutzende Sorten Mezcal und Tequila. Bergeweise Chicharrón und Chapulines, süßes Gebäck und zuckriger Süßkram. Stände, die über und über mit Piñatas behängt sind. Und das ist wahrscheinlich nur die Hälfte dessen, was im Mercado Benito Juárez verkauft wird.
Zuhause gehört Shopping nicht zu meinen Hobbies. Aber hier bin ich in einen absoluten Kaufrausch verfallen, denn alles war so schön, perfekt als Mitbringsel für Familie und Freunde geeignet (und für mich selbst 😉 ) und noch dazu echt günstig.
- Der Mercado Benito Juárez öffnet sehr früh (gegen 6/7 Uhr) und hat durchgehend bis etwa 21 Uhr geöffnet.
Eis essen auf dem Zócalo
Der Zócalo ist der Hauptplatz in jeder mexikanischen Stadt und in Oaxaca ist er dank vieler Bäume eine richtig grüne, angenehm schattige Oase mitten im Trubel. Der perfekte Ort, um den Füßen eine Pause zu gönnen (wir haben sie auch noch in einem der Springbrunnen auf dem Platz gekühlt). Als Tüpfelchen auf dem i haben wir auf dem kurzen Fußweg vom Mercado Benito Juarez zum Zócalo auch noch eine Eisdiele entdeckt, die tatsächlich Kugeln in der Waffel verkauft – wenn auch ohne Streußel, dafür geschmacklich 1a. Üblicherweise bekommt man in Mexiko nämlich entweder Paletas (Eis am Stiel, das zwar herrlich fruchtig aber auch sehr zuckrig ist ) oder Nieves (also „Schnee“, eine Art geschabtes Eis im Becher, ebenfalls sehr süß und mit etwas künstlichem Geschmack).
- Die Eisdiele Natural Michoacana findet ihr in der Flores Magón 106, geöffnet 9-22 Uhr.
Mezcal probieren in einer Bar mit rund 100 Sorten
Diese Bar kann man eigentlich nicht verfehlen, wenn man Oaxaca als Tourist erkundet. Sie befindet sich in Verlängerung des Templo de Santo Domingo. Auf einem Holzfass vor der Tür der Bar stehen kleine Becher mit Kostproben, die Flaneure zum Stehenbleiben verleiten. Und wenn man erstmal einen Blick ins Innere geworfen hat, gibt es kein Zurück mehr: Regale bis zur Decke, die voller Mezcal-Flaschen stehen, dazu zwei große Kühlschränke voller Craft Beer. Wer sich also an Mezcal und mexikanisches Bier herankosten möchte, ist hier genau richtig.
- La Mezcalerita, Calle Macedonio Alcalá (fast Ecke Calle Humboldt), geöffnet ab 12 Uhr mittags
Monte Albán: beeindruckende Ruinen einer einstigen Zapoteken-Stadt
Über Monte Albán alleine ließe sich ein ganzer Blogtext schreiben. Die Zapoteken, eine Gruppe der indigenen Bevölkerung Mexikos, hat hier vor über 2000 Jahren die gesamte Kuppe des Berges abgetragen und auf der entstandenen, riesigen Plattform eine Stadt erreichtet. Selbst deren Überreste (die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören) sind noch beeindruckend! Obwohl wir natürlich nicht die einzigen Touristen hier oben waren, haben die kleine Co-Jägerin und ich uns wie Entdecker gefühlt, sind steile Treppen raufgekraxelt, haben um Ecken gespäht und versucht, eingemeißelte Schriftzeichen zu entziffern. Meine Vierjährige fand auch das kleine Museum spannend, in dem einige ausgegrabene Gegenstände und echte (!) Skelette ausgestellt sind.
Monte Albán liegt etwa 10 km südwestlich von und 400 Meter höher als Oaxaca, so dass man einen tollen Blick über die Stadt hat (falls es nicht zu diesig ist). Je früher am Morgen ihr dorthin aufbrecht, umso besser. Die Sonne brezelt nämlich (selbst im Winter) ganz schön auf die baumlosen Flächen herunter. Außerdem ist es wahrscheinlich weniger voll.
Arrazola: Im Alebrijen-Dorf den Meister persönlich treffen – und mit ihm malen dürfen
Wir haben diesen Tagesausflug – ganz ungeplant – mit einem privaten Chaffeur aka Taxifahrer gemacht, der uns erst nach Monte Albán und dann ins Alebrijen-Dorf Arrazola gebracht und am späten Nachmittag wieder vor unserer Haustüre abgesetzt hat. Eigentlich wollten wir nur möglichst schnell zum Hotel Rivera del Angel (wo laut Reiseführer die Busse nach Monte Albán abfahren), aber auf dem Weg dorthin kam ich mit Taxifahrer Victor ins Plaudern. Dabei entwickelte sich der Plan, Monte Albán und Arrazola zu verbinden (was mit kleinem Kind und Öffis für uns wahrscheinlich nicht mehr geklappt hätte). Der von ihm genannte Preis (500 Pesos) erschien mir so fair, dass ich nicht mal gehandelt habe. Es war ein absoluter Glücksgriff! Unterwegs haben wir über Gott und die Welt und insbesondere Oaxaca geplaudert und als wir Hunger bekamen, hat Victor uns zu einer Tortería gebracht, die frisch belegte und gebackene Sandwiches und Tepache (fermentierten Ananassaft) verkaufte.
Alebrijes sind knallbunte Phantasiewesen aus kunstvoll und ornamental bemaltem Holz. Man sieht und bekommt sie überall in Oaxaca, hergestellt werden sie jedoch in Arrazola. Das Dorf lebt inzwischen von diesem Ruf und wird von Touristenbussen aus Oaxaca angefahren. Werkstätte um Werkstätte reiht sich an der Hauptstraße, die durch den Ort führt, aneinander. Oft sind sie nur wenige Quadratmeter groß. Ohne Javi und Silvio, zwei Studenten aus Mexico City, die wir in San José del Pacifico kennengelernt hatten, hätten wir das Atelier von Don Angelico niemals entdeckt. Dabei ist sein Vater jener Mann, der vor rund 90 Jahren, als Achtjähriger (!), die Alebrijes erfunden hat. Ein kleines Museum, an dessen Wänden allerlei Zeitungsausschnitte und Auszeichnungen hängen, zeugt davon. Manuel Jimenez lebt inzwischen nicht mehr, aber sein Sohn Angelico, der bei ihm in die Lehre ging seit er 12 Jahre alt war, führt die Tradition fort.
Als wir durch das Tor auf den großzügigen Hof traten, saßen er und zwei Familienmitglieder an einem Tisch, der voller Farbtöpfe und Holzfiguren in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung stand. „Setzt euch zu uns“, wurden wir lächelnd eingeladen. Zehn Minuten später durfte sich die kleine Co-Jägerin eine Figur aussuchen und selbst bemalen. Mit den Pinseln und Farben der drei Profis, die mit uns am Tisch saßen! Die kleine Co-Jägerin war super stolz und ich genoss es, mir von den Künstlern ihre Geschichte erzählen zu lassen. Ein wunderbarer Abschluss für einen erlebnisreichen Tag voller unerwarteter, schöner Begegnungen!
Weihnachten in Oaxaca: bunt, fröhlich und sogar ein bisschen besinnlich
Wir haben die Weihnachtstage in Oaxaca de Juarez verbracht und in dieser besonderen Zeit entfaltet die Stadt tatsächlich noch mehr von ihrem Zauber. Dank der überall aufgebauten, lebensgroßen Krippenspiele und Posadas, bei denen die Herbergssuche von Maria und Josef nachgespielt wird, kam sogar ein bisschen besinnliche Stimmung bei uns auf. Weihnachten ist in Mexiko aber auch fröhlich bunt: Da gibt es quietschbunte Weihnachtsbäume auf den Zocalos, Weihnachtsmänner, die mit ganzen Familien posieren („Mama, warum gibt es so viele Weihnachtsmänner?!“), riesige Piñatas hängen über den Straßen und über allem strahlt die Sonne vom blauen Himmel.
Im Dezember erzählen wir euch von unserer mexikanischen Weihnacht noch mal ausführlicher. Wir hatten ja lange überlegt, wo in Mexiko wir denn die Feiertage verbringen wollen und Oaxaca war die perfekte Wahl. Wir haben ein paar schöne Tipps für euch! Ratet mal, wo wir Heilig Abend verbracht haben? Natürlich auf unserer Dachterrasse – mit leckerem Essen und einer Pinata statt eines Plastikweihnachtsbaums 🙂
Unser Übernachtungstipp: privat, gastfreundlich und mit einer tollen Dachterrasse
Marta und Raúl haben wir über AirBnB gefunden. Die beiden sind Ende 60, Anfang 70 und versprühen eine unglaubliche Lebensfreude (an Weihnachten haben sie sogar die Nacht durchgefeiert mit ihrer großen Familie). Da ihre fünf Kinder bereits erwachsen sind, vermieten die beiden drei der (nun leerstehenden) Zimmer im Haus. Zwei davon sind auf dem Dach, was für die kühlere Jahreszeit meine Empfehlung wäre. Das dritte Zimmer ist im 1. Stock, direkt neben der Küche und der Wendeltreppe rauf aufs Dach. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und gerne mit Marta geplaudert, man kann hier aber sicher auch ohne Spanischkenntnisse schön wohnen.
Wenn ihr diese Unterkunft bucht, tut es doch bitte über unseren AirBnB-Promo-Link, denn dann bekommen wir eine kleine Gutschrift für unsere nächste Reise. Und sagt Marta und Raúl unbedingt einen lieben Gruß von uns!
Wart ihr schon in Oaxaca?
Wie habt ihr die Stadt erlebt?
Habt ihr weitere Tipps und Empfehlungen für uns?
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