Ganz ehrlich: Auf der Yucatan-Halbinsel habe ich mir oft gewünscht, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Freunde hatten mir von ihren Mexikoreisen vor 20, 30 Jahren vorgeschwärmt: Wie sie sich in Tulum tatsächlich fühlten, als hätten SIE gerade diese Pyramide im Dschungel entdeckt. Einfach weil es dort keine anderen Touristen gab. Oder den palmengesäumten Strand, an dem damals eben noch keine Hotels und Liegestühle standen. Seufz. Inzwischen ist die Yucatan-Halbinsel leider kein Geheimtipp mehr. Und trotzdem ist sie auch für Menschen wie uns, die lieber individuell reisen, eine Reise wert – alleine wegen seiner Traumstrände und Cenoten. Wir haben deshalb die Herausforderung angenommen und nach Orten gesucht, an denen wir die Touri-Blase verlassen können. Und sind tatsächlich fündig geworden!
Teil 2: In & um Tulum
Die ersten Tage nach unserer Ankunft in Mexiko haben wir in Cenote Encantado verbracht, einem Öko-Hippie-Camp etwa 15 Minuten südlich von Tulum. Das Camp liegt direkt an der Straße, die parallel zur Küste Richtung Süden verläuft. Früher muss die schmale Straße einmal mitten durch den Dschungel geführt haben; der Strand ist zwar nur 50 oder 100 Meter entfernt, verstreckt sich aber hinter der üppigen Vegetation. Beziehungsweise heute hinter stylishen Hotels, Restaurants und Bars, die veganes Eis, Müsli und cold press Kaffee verkaufen. Das ist natürlich eine komfortable Infrastruktur… und ja, wir haben im La Zebra richtig gut gegessen, die Füße im weißen Karibiksand, während um uns herum New Yorker Hipster ihre teuren Bikinis und Haarschnitte spazieren trugen. Alleine für dieses Schauspiel kann ich den Besuch nur empfehlen.
- La Zebra befindet sich einen Strandspaziergang (1,7 km) oder eine kurze Collectivo- bzw. Taxifahrt nördlich von Cenote Encantado und etwa 8 km von der Hauptkreuzung in Tulum entfernt (hier)
Ich war allerdings heilfroh, die Touri-Blase jederzeit verlassen und zu unserer Cenote Encantado zurückkehren zu können. Das Camp ist ein Gemeinschaftsprojekt, das von den Menschen, die dort zusammen leben, Stück für Stück weiterentwickelt wird. Eine der Frauen erzählte mir, dass sie eigentlich nur ein paar Tage bleiben wollte und inzwischen seit einem Jahr dort lebt. Wir waren nur drei Tage dort und haben uns trotzdem in die Gemeinschaft aufgenommen gefühlt.
Die kleine Co-Jägerin freundete sich sofort mit Louis, dem Mann mit der Machete an, der ihr bereitwillig alle Kokosnüsse aufschlug, die sie eifrig auf dem Grundstück einsammelte. Es gibt eine einfache Gemeinschaftsküche mit Lehmfußboden, in der sich alle treffen, und einen großen, luftigen Raum, in dem Yogakurse angeboten werden und den man auch alleine nutzen darf. Die unter Bananenbäumen und Kokospalmen aufgeschlagenen Zelte, in denen wir nachts die Geräusche des Dschungels hörten, und die von Mangroven umgebene, große Cenote auf dem Grundstück taten ihr übriges, dass wir hier IN MEXIKO ankommen konnten.
- Cenote Encantado liegt ca. 10 km von der Hauptkreuzung Tulums entfernt, kurz vor dem Eingang zum Biosphärenreservat Sian Ka’an (hier). Die Collectivos (Minibusse) nehmen nur Touris ohne Gepäck mit (andernfalls kriegen sie Stress mit den Taxifahrern), das sollte man bei der An- bzw. Abreise wissen. Um nach Tulum zum Supermarkt zu fahren, sind sie aber super – die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und kostet 30 Pesos. Mit dem Taxi für 150 Pesos geht es etwas schneller.
Obwohl es eine der Hauptattraktionen in der Region ist, wollten wir auf den Besuch der Maya-Ruinen in Cobá, eine gute Stunde von Tulum entfernt, nicht verzichten. Wir machten uns auf das Schlimmste gefasst und waren dann positiv überrascht, dass sich die Menschentrauben vom Eingang eigentlich ganz gut auf dem weitläufigen Gelände verteilen. Aber klar, an den Ruinen und vor allem auf der Pyramide, die man besteigen darf, merkt man dann schon, wie voll es ist. Trotzdem hat es sich gelohnt, alleine für den Blick oben von der Pyramide über ein Meer aus Bäumen bis zum Horizont.
Nach dem schweißtreibenden Sightseeing in Cobá wollten wir uns in einer Cenote erfrischen. Cenoten, das sind natürliche Wasserreservoirs, von denen sich hunderte im Kalkgestein der Yucatan-Halbinsel gebildet haben und die schon von den Ureinwohnern zum Schwimmen genutzt wurden. Manche sind klein, andere weitläufig, einige sind wie Seen, andere befinden sich in Höhlen, und manche von ihnen sind weit verzweigte Labyrinthe tief unter der Erde, die bis heute nur teilweise erkundet und vermessen sind. Die meisten Tagestouristen von Tulum legen einen Stopp an der Grande Cenote ein, die auf dem Weg liegt und zwar schön, aber auch ganz schön voll ist – und einiges an Eintritt kostet.
Mein Tipp: Unweit der Ruinen von Cobá gibt es auch Cenoten, die zwar kleiner sind, aber nicht weniger spektakulär. Man erreicht sie per Fahrrad (die an den Ruinen verliehen werden) oder, wie wir, mit dem Mietwagen. Ein Schild und ein kleiner Parkplatz weisen darauf hin, dass man angekommen ist, viel mehr sieht man erstmal nicht. Die Cenoten befinden sich nämlich unter der Erde, in kathedralenartigen Tropfsteinhöhlen, die man über ein relativ kleines Einstiegsloch und eine Leiter oder steile Treppe erreicht. Wir haben uns gefühlt wie Indiana Jones 🙂 Mit jedem Schritt in die Tiefe wurde die Luft wärmer und feuchter und dann, plötzlich, lag das türkisblaue Wasser unter uns. Wow!! Was mir außerdem gefallen hat: Ein Aufpasser sorgt dafür, dass alle Touris erstmal unter die Dusche steigen, um Sonnencreme und Moskitospray abzuwaschen. Das weitverzweigte System der Cenoten ist nämlich das Süßwasserreservoir der Yucatan-Halbinsel!
Ein Geheimnis ist die Existenz dieser drei Cenoten bei Cobá zwar nicht, man findet bei Google sogar Fotos von ihnen (sucht mal nach Choo-Ha, Tankach-Ha oder Multun-Ha). Und trotzdem hatten wir Choo-Ha eine Zeit lang ganz für uns alleine! Wie ich da auf dem Rücken im glasklaren Wasser lag, das leise Plätschern im Ohr und die weite Decke der Höhle über mir, dachte ich: Genau so war es hier wahrscheinlich schon zur Zeit der Maya.
- Am Parkplatz der archäologischen Zone von Cobá werden Eintrittskarten für die Cenoten verkauft – einzeln oder für alle drei. Für Choo-Ha haben wir 55 Pesos bezahlt.
Cobá lohnt sich meiner Meinung nach in jedem Fall, auch wenn man das archäologische Gelände nicht für sich hat. Wer jedoch Maya-Ruinen ohne Menschenmassen sehen möchte, dem empfehle ich die Ruinen von Muyil. Das Gelände ist überschaubarer (auch die kleine Co-Jägerin konnte alles gut zu Fuß gehen) und besteht aus einem offenen Bereich mit Pyramide (auf die man aber nicht drauf darf) und einem Teil im Dschungel, wo die Ruinen zum Teil überwachsen sind und wir uns wie Entdecker fühlten. Das absolute Highlight für uns war allerdings der Brüllaffe, der in einem der Bäume saß und lustige, ziemlich laute Geräusche von sich gab.
- Die Zona archeologica de Muyil liegt ca. 25 km südlich von Tulum. Erwachsene zahlen 40 Pesos Eintritt, Kinder nichts.
Auf der Yucatan-Halbinsel gibt es leider sowohl tag- als auch nachtaktive Stechmücken, die z.B. Denguefieber übertragen können. Es reicht also nicht, sich in der Morgen- und Abenddämmerung einzusprühen. Und auf Sonnencreme plus Moskitorepellent auf der Haut hatten wir so gar keine Lust, schon gar nicht den ganzen Tag und erst recht nicht auf der zarten Haut meiner Vierjährigen. Wir waren deshalb sehr froh über unsere [Werbung] Kleidung von Craghoppers mit NosiLife-Technologie, die uns zuverlässig vor den zahlreichen Moskitos schützte. Vor allem die kleine Co-Jägerin wird ja von den Biestern regelrecht aufgefressen. Die „verzauberte“ Kleidung fand sie richtig cool und zog sie echt gerne an (was, wie alle Eltern wissen, leider nicht bei jedem Kleidungsstück der Fall ist, das wir aus praktischen Erwägungen für unsere Kinder kaufen….). Was mir außerdem gut gefiel: Die Klamotten sind robust! Das Longsleeve sieht zwar nach fünf Wochen Extrem-Tragen ein bisschen abgewetzt aus, die Hose dafür wie neu (dabei musste sie echt was aushalten), die Jacke ebenfalls.
Eine echte Überraschung war aber der Kapuzenpulli, den ich für mich bestellt hatte. Beim Auspacken war ich ja erstmal enttäuscht, weil er so dünn war und ich ihn eigentlich als wärmende Multifunktionsjacke in unserem ziemlich kleinen Gepäck eingeplant hatte. Sicherheitshalber packte ich also zusätzlich noch einen Fleecepulli ein – den ich dann aber kaum trug. Denn das dünne Jäckchen von Craghoppers schützte mich nicht nur vor Insektenstichen und der Sonne (wobei es angenehm luftig blieb), sondern es wärmte mich auch in den klimatisierten Reisebussen. Und wie! Außerdem ließ es sich beim Aussteigen aus dem Bus winzigklein in den Rucksack stopfen. Das gilt übrigens auch für die schicke Jacke der kleinen Co-Jägerin. Nächstes Mal kann unser Reisegepäck also noch kleiner als bisher ausfallen 🙂
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