Traditionelles Essen der neuseeländischen Ureinwohner als Fast-Food? Interessant, dachte ich, als ich von Kiwi Kai hörte, einem Schnellimbiss, der vor ein paar Wochen in Rotorua eröffnet wurde. Wir hatten in Northland schon Hangi zum Mitnehmen entdeckt – eigentlich ein Festmahl, das stundenlange Vor- und Zubereitung im Erdofen erfordert – und ich war neugierig, was sich die Macher des Imbisses wohl ausgedacht haben.
Nur eines machte mich ein wenig skeptisch: „Unser Ziel ist es, der McDonald’s des Maori Take-Aways zu werden“, hatte sich Chris Poipoi, einer der fünf Gründer, in der hiesigen Presse geäußert. „Es gibt bereits kleinere Versionen von dem, was wir vorhaben, in Neuseeland, aber noch niemand hat es in diesem großen Maßstab versucht.“ Nun ja, nichts gegen ein bisschen Größenwahn, solange das Essen nur gut, und vor allem aus guten Zutaten, gemacht ist. Oder wie sie es im Room77, einer meiner liebsten Burger-Bratereien in Berlin, so schön formulieren: „fast food made slow“. Und immerhin: Alle Rezepte seien von seiner verstorbenen Mutter, hatte Poipoi dem Reporter noch in seinen Block diktiert.
Hätte ich nicht nach Kiwi Kai gesucht, ich hätte den Laden wohl kaum zufällig entdeckt. Die Amohau Street führt erst durchs Gewerbegebiet und wird dann zu einer stark befahrenen Einkaufsstraße, die möglicherweise einmal bessere Zeiten gesehen hat. Der erste Eindruck drinnen: zweckmäßig. An der Wand steht zwar eine Reihe Stühle, aber ich sehe keine Tische, take-away scheint hier ernst gemeint zu sein. Umso freundlicher sind die Mitarbeiter, und ich meine damit nicht McDonald-freundlich. Ohne dass ich mich als Journalistin oute, werden alle meine Fragen geduldig beantwortet. Es ist wie bisher jedes Mal, wenn ich mich mit Maori über ihre Kultur unterhalte: Meine ehrliche Neugier wird gerne gestillt.
Die Karte ist überschaubar: Da gibt es Hangi (Kürbis, Kumara, Kartoffel, Kohl, Huhn- und Schweinefleisch, für einen Aufpreis mit frittiertem Brot), Boil-Up (Brühe mit Kürbis, Kumara, Kartoffel, Wasserkresse und Schweinefleisch am Knochen), Seafood Chowder (eine dicke, cremige Suppe mit Meeresfrüchten), Burger (wahlweise mit Fleisch vom Angusrind oder mit Bacon, jeweils plus Spiegelei), Pudding (der eher wie saftiger Schokokuchen aussieht) und einfach nur Brot (in runden Laiben unterschiedlicher Größe).
Ich erfahre, dass Rewena, so heißt das Brot der Maori, mit Kartoffeln statt Hefe als Treibmittel hergestellt wird. Außerdem kommt ein wenig Zucker hinein. Der Geschmack erinnert mich an Hefezopf, allerdings ist der Teig fester, brotartiger, und die goldbraune, glatte Kruste dicker. Wir snacken die Hälfte direkt auf der Fahrt zum Campingplatz und es schmeckt uns auch ganz ohne Aufstrich. Am nächsten Morgen ist der Rest des kleinen Laibes ($5) allerdings schon ziemlich trocken.
Im Kiwi Kai wird Rewena in großen Konservenbüchsen gebacken, so haben die Scheiben auch gleich das passende Format, um es anstelle von Brötchen für die Burger zu verwenden. Als ich bestellte, sind die Hackfleischbratlinge gerade aus, also entscheide ich mich für „Steak“. Das liegt dann allerdings nicht im Stück, sondern in Form von Fleischhappen auf dem leicht gerösteten Brot und wird von etwas Ketchup und Mayo, einem Blatt Salat, einer Tomatenscheibe und einem Spiegelei begleitet. Der Mitarbeiter hat nicht zu viel versprochen: Auch der halbe Burger ($6) mit seinen 90g Fleisch ist eine völlig ausreichende Portion für mich. Leider ist das Steak aber etwas zäh und die Süße des Brotes passt nicht so recht zum ansonsten deftigen Burger.
Das Hangi lassen wir dieses Mal aus. Ich erfahre aber, dass es nicht im Erdofen zubereitet wird, da das im Restaurant gar nicht erlaubt sei, sondern in einer Metallbox, wie wir sie auch schon bei dem Straßenverkäufer in Northland gesehen haben. Es schmecke aber genau so gut, versichert mir der Mitarbeiter lächelnd.
Fazit: Für Touristen ist Kiwi Kai eine gute Möglichkeit, typisches Maori-Essen zu probieren. Wer etwas mehr Zeit (und Geld) mitbringt, dem empfehle ich jedoch eine „cultural experience“, bei der man nicht nur das Essen kennenlernt (u.a. Hangi aus dem Erdofen), sondern auch etwas über die Kultur, Traditionen, Musik, Handwerk und mehr erfährt. Das größte Angebot gibt es in Rotorua, persönlicher und individueller ist es meiner Erfahrung nach jedoch in kleineren Orten.
Kiwi Kai
Maori & Kiwi Food
1211 Amohau Street, Tel. 07-3472440 (telefonische vorbestellen und selbst abholen möglich), geöffnet Di-Do 10-19:30 Uhr, Fr 10-16 Uhr, Sa 17-4 Uhr
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