Eine kulinarische Reise durch Neuseeland wäre ohne Wein nicht vollständig – aber was Alkohol angeht bin ich zurzeit leider ein wenig gehandicapt. Deshalb muss ich an dieser Stelle ein paar schöne Erinnerungen herauskramen. Es ist nämlich schon mein drittes Mal in der Hawke’s Bay, der neben Marlborough größten Weinregion des Landes. Meine Premiere war 2006, als ich mit einem Working Holiday Visum durchs Land reiste. Ich hatte mir ein altes Auto gekauft (das irgendwann den Geist aufgab, aber das ist eine andere Geschichte) und eine französische Backpackerin ein Stück weit mitgenommen, die in Napier eine Freundin hatte. Sie lebte dort mit einem Kiwi, einem südafrikanischen Pärchen und einem Spanier in einer renovierungsbedürftigen Holzvilla, und wir waren ein Wochenende lang zu Gast.
Jeder in dieser Fünfer-WG studierte Önologie (also das Wein Machen) und als wir am ersten Abend um ein Lagerfeuer in ihrem verwilderten Garten saßen, stellte ich fest: Es gibt also auch Wein-Nerds. Ich verstand kein Wort ihrer Fachsimpelei. War nach der dritten oder vierten Flasche, die wir öffneten, dann aber auch egal.
Am Sonntag nahmen sie uns mit zu einem Weingut außerhalb von Napier, Kim Crawford. Neuseeländische DJs legten dort am Nachmittag elektronische Musik auf und ein bunt gemischtes Publikum saß auf dem Rasen des Gutes, mit Blick über die sanft Richtung Meer abfallenden Weinberge. Dazu konnte man flaschenweise Wein kaufen und bald tanzten die ersten im Sonnenschein zwischen den Picknickdecken.
An jenem Spätsommerwochenende habe ich mich in den neuseeländischen Wein verliebt.
Bei meinem zweiten Besuch habe ich mich einmal quer durch die Bay verkostet, habe Chardonnay, Pinot Gris, Pinot Noir, Merlot, Syrah, Riesling und sogar Rosé eine Chance gegeben. Aber mein Favorit ist und bleibt der neuseeländische Klassiker: Sauvignon Blanc. Der spezielle neuseeländische Boden, die Nähe zum Meer, die heißen Tage und kühlen Nächte geben ihm einen ganz eigenen, unverkennbaren Charakter – feine Säure, sehr viel Frucht, und dazu dieses Mineralische, das die Zunge ein ganz bisschen kitzelt.
Der Weinhändler in meiner Straße, zuhause in Berlin, hatte für meine Schwärmerei wenig Verständnis. Warum es denn ein Wein vom anderen Ende der Welt sein müsse, fragte er mich vorwurfsvoll, als ich die einzige neuseeländische Flasche in seinem Sortiment kaufte. Es gäbe doch ausgezeichnete deutsche Weine. Ich konnte es ihm nicht begreiflich machen. Vielleicht muss man dazu tatsächlich einmal am anderen Ende der Welt gewesen sein.
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