Kutaissi. Bevor wir den Flug hierher buchten, hatten wir von dieser Stadt noch nie gehört – und keine Erwartungen zu haben, ist ja oft die allerbeste Voraussetzung. Gerade weil uns von Georgien schon so viel vorgeschwärmt wurde.
Jetzt sind wir also angekommen, meine Freundin Eva und ich, auf unserer (kurzen) Reise ohne Kids, und schon nach einem Tag total verknallt.
Die Stadt hat so viele Gesichter und so viel Geschichte und trotzdem fliegt sie (im Gegensatz zu Tiblisi) noch völlig unter dem Touri-Radar. ❤️ Stuckverzierte Villen aus dem späten 19. Jahrhundert stehen hier neben protziger Sowjetarchitektur mit riesigen Wandreliefs, am Fluss neigen sich Häuser mit waghalsigen Balkonkonstruktionen übers Wasser, über der Stadt thront ein Kloster auf einem Berg.
Wir haben unsere Unterkunft nicht gleich gefunden und festgestellt, dass selbst die jüngeren Leute hier eher KEIN Englisch sprechen, und trotzdem hat uns der halbe Straßenzug mit Händen, Füßen und Handy bei der Suche geholfen.
Wir haben eine erste Kostprobe der georgischen Küche bekommen: Pasten mit Walnuss und Aubergine, eine säuerliche Milchsuppe mit reichlich Knoblauch, frisch gebackenes Brot, natürlich Wein und zum Abschluss „Chacha“ (Tresterschnaps).
Wir haben das womöglich schönste Restaurant in Kutaissi entdeckt, in dem man wie in einem Wohnzimmer sitzt, zum Essen Livusik gespielt wird und in dem natürlich bereits alle Tische besetzt waren. Aber wir hatten Glück: Karl und Sigrid aus Bad Kreuznach teilten ihren Tisch mit uns und im Laufe des Abends spannen wir jede Menge Reisegarn aus Georgien und dem Rest der Welt.
Und als wäre das nicht schon genug Emotion für einen Tag, stehe ich in unserem Airbnb plötzlich Anja gegenüber, mit der ich im 1. und 2. Semestern im Berliner Studentenwohnheim ein Apartment geteilt habe. Völlig surreal! Wir hatten uns lange nicht gesehen, aber bei georgischem Rotwein und süßem Gebäck haben wir uns genauso viel zu erzählen wie damals.
Am Ende unserer kleinen Rundreise durch den Nordwesten Georgiens kommen wir wieder zurück nach Kutaissi und noch während ich in der Marschrutka von Sugdidi sitze, merke ich, wie sehr ich mich auf die Stadt freue.
An unserem letzten Tag unternehmen wir von Kutaisi aus einen Ausflug in die Prometheus-Tropfsteinhöhlen und weil wir dafür – eher zufällig – einen Taxifahrer anheuern, bekommen wir auch noch eine kleine Stadtrundfahrt durch Tskaltubo obendrein. Der einstige Kurort liegt auf dem Weg und ist mit seinen einst hochherrschaftlichen Sanatorien und Hotels, die jetzt leer stehen und verfallen, ein Traum für alle, die „lost places“ lieben.
Am Abend schlemmen wir nochmal in unserem Lieblingsrestaurant „Palaty“, dann fahren wir an den Flughafen. In dem man übrigens recht komfortabel auf riesigen Sitzlandschaften schlafen kann – falls euer Heimflug genauso früh geht wie unserer 😉
Übernachten in Kutaisi
- Wer Lust hat auf echtes AirBnB mit Familienanschluss, ist im großzügigen Haus unserer Gastgeber Aleqsandre und Lucy goldrichtig. Fünf Gehminuten zum Zentrum, absolut ruhig gelegen. Bitte bucht eure Übernachtung bei AirBnB doch über diesen Promo-Link, denn dann bekommen wir eine kleine Provision dafür, die uns dabei hilft, diesen Blog weiter zu betreiben. Danke!
Essen gehen in Kutaisi
- Durch Zufall haben wir das Restaurant Palaty (Pushkini Street II) entdeckt, nur wenige Schritte vom zentralen Platz mit dem Springbrunnen entfernt. Beim ersten Besuch hatten wir Glück, beim zweiten sind wir tagsüber vorbei gegangen und konnten einen Tisch für den selben Abend reservieren. Vielleicht geht das aber auch nur in der Nebensaison so kurzfristig?
- Gefrühstückt haben wir im Bäckerei-Café Sanimusho (Alexander Pushkin Straße Ecke Tamar Mepe), das echten Kaffee verkauft (das müsst ihr allerdings dazu sagen, sonst bekommt ihr trotz Kaffeemaschine eine lösliche, sehr zuckrige Instantplörre…) und dazu sowohl süßes als auch deftiges Gebäck direkt aus dem Ofen. Achtung: Gebacken wird hier erst ab 10 Uhr (Vormittags)!
Sehenswertes in Kuatisi
- Georgian Bus fährt vom Flughafen in die Stadt, das Ticket kostet 5 Lari (knapp 2 Euro, buchbar online; fürs Taxi zahlt man 25-30 Lari). Der Bus setzt die Leute nacheinander vor der Tür ab, dadurch bekamen wir eine kleine, kostenlose Stadtrundfahrt 😉
- Als Foodies dürft ihr den Wochenmarkt in Kutaisi (geöffnet täglich 7-19 Uhr) auf keinen Fall verpassen. Neben Lebensmitteln – zum Beispiel dunkelrote, vollreife Granatäpfel, „georgisches Snickers“ (Nüsse umhüllt mit einer Schicht aus Fruchtpürree) und frisches Brot von fliegenden Händlern – bekommt man hier auch so ziemlich alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs (zum Beispiel farbenfrohe Halstücher und warme Wollsocken).
- Mitten in Kutaisi gibt’s eine Seilbahn, die über den Fluss und rauf auf den Berg fährt – und dabei zurück in die 70er Jahre. Die Zeitreise beginnt bereits mit dem Einstieg in die Blechbüchsen, in denen man nach oben schwebt. Zwei davon hängen am Seil: eine rote und eine gelbe. Der Nervenkitzel kostet 1 Lari (etwa 30 Cent). Und wer dann noch nicht genug hat (vom Ausblick oder vom Adrenalin), kann oben auf dem Berg noch ne Runde im Retro-Riesenrad drehen. Falls ihr mit Kindern nach Kutaisi reist: Die Fahrgeschäfte in dem kleinen Vergnügungspark kosten nur 1-3 Lari!
- Vom Vergnügungspark aus führt ein Panoramaweg an der Flanke des Bergs entlang zur Bagrati-Kathedrale (ca. 15 Gehminuten). Die Kathedrale wurde im 11. Jahrhundert erbaut und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
- Ein toller Halb-Tagesausflug sind die Prometheus Tropfsteinhöhlen etwa 20 Kilometer von Kutaisi entfernt (Eintritt 23 Lari inkl. Guide). Wir sind am Hauptplatz (der mit dem Springbrunnen) mit dem Taxifahrer Irakli ins Gespräch gekommen und haben ihn kurzentschlossen angeheuert, was sich als Glücksfall entpuppte, denn er hat uns auf dem Weg dorthin auch noch den einstigen Kurort Zqaltubo gezeigt, dessen hochherrschaftliche Sanatorien und Hotels heute wunderbar fotogene „lost places“ sind, an denen wir Stunden hätten verbringen können. Die Tropfsteinhöhle selbst lohnt sich auch sehr, man läuft hier 1,4 km unter der Erde durch mehrere Höhlen und wer möchte, fährt am Ende noch ein kleines Stück Boot auf einem Unterwasserfluss.
Warst Du schon in Kutaisi? Welches sind Deine Lieblingsorte in der Stadt?
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