Auf unserem vierwöchigen, individuellen Roadtrip mit Kind durch Uganda haben wir einige Nationalparks besucht. In dieser Serie stellen wir euch unsere Favoriten vor, die wir für eurer Reiseplanung mit und ohne Kind empfehlen können. Teil 2: der Lake Mburo Nationalpark.
Es kribbelt in meinem Bauch, als ich den Weg aus festgetretener roter Erde hinunter laufe: von der Lodge, die oben auf den Felsen thront, mit weitem Blick über den Lake Mburo Nationalpark, zu den Stallungen, wo mich Nicolas, der Herr über die Pferde, zur Reitsafari erwartet. Gleich hinter den Ställen, nur durch einen Holzzaun getrennt, schließt sich die Ebene an, über die grasende Zebraherden und Gazellen ziehen, Warzenschweinfamilien mit in die Höhe gereckten Kringelschwänzchen flitzen, Affen durch die Bäumen hangeln und Erdhörnchen vorwitzig aus dem Boden lugen.
Der Lake Mburo Nationalpark selbst beginnt etwa zwei Kilometer weiter. Der Parkeingang wird durch ein Tor markiert, das über eine rote Lehmpiste gebaut wurde. Man kann es oben, von der Lodge, sehen. Ein wenig verloren steht es mitten in der Landschaft, man könnte auch einfach links oder rechts daran vorbei fahren. Tut man natürlich nicht, sondern hält an dem kleinen Häuschen neben dem Tor an, plauscht ein wenig mit dem diensthabenden Ranger des Nationalparks, füllt ein paar Formulare aus und zahlt den Parkeintritt. Was hier übrigens mitten in der ugandischen Savanne problemlos mit Kreditkarte möglich ist.
Weil der Lake Mburo Nationalpark nicht eingezäunt ist, werde ich von einem Mitarbeiter der Lodge zu den Ställen begleitet, denn die Tiere laufen hier völlig frei herum – und manchmal auch bis vor die Unterkünfte der Gäste. Außer einem alten Löwen, einem Einzelgänger ohne Rudel, gibt es zwar keine Raubtiere im Lake Mburo Nationalpark – das ist mit ein Grund, warum dies der einzige Nationalpark Ugandas ist, in dem man reiten kann. Aber auch ein Büffel kann gefährlich werden, wenn man ihm (ungewollt) zu nahe kommt.
Und deshalb bin ich ein bisschen kribbelig, als ich mich bereit mache für die Safari zu Pferd. Wie das wohl ist, inmitten von wilden Tieren, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, zu reiten? Und was machen wir, wenn der alte Löwe uns doch begegnet?
„Ihr kommt den Zebras und Gazellen und anderen Tieren ganz nah“, verspricht die Mihingo Lodge, die die Reitsafaris anbietet, auf ihrer Webseite. Denn sie wittern vor allem das Pferd und lassen die Reiter dadurch sehr viel näher herankommen als das zu Fuß oder im Auto möglich wäre. Etwas Ähnliches habe ich schon in Kirgistan erlebt, wo ich im Gebirge rund um den Song Kul See mit einem Nomaden reiten war. Die Murmeltiere verschwanden erst dann pfeifend in ihren Erdlöchern, wenn wir nur noch wenige Meter entfernt waren.
Ich streife die Chaps über, ziehe einen Helm auf und gehe dann raus in den Hof, wo mein Pferd bereits gesattelt und getrenst auf mich wartet. Es ist für meinen Geschmack ganz schön groß. Und es hat bereits eine erste Karriere als Rennpferd hinter sich, erzählt mir Nicolas. Oha.
Aber als ich die Steigbügel einstelle und mich in den Sattel schwinge, bleibt es ganz ruhig stehen und lässt sich dann mühelos für eine Testrunde im Slalom um ein paar Bäume reiten, die auf dem weitläufigen Hof vor den Stallungen wachsen. Ich merke, wie die Nervosität von mir abfällt. Auch wenn ich nur noch selten in den Sattel komme: Es fühlt sich alles vertraut an. Nicolas packt mir noch zwei Wasserflaschen in die Satteltasche, dann steigt er ebenfalls auf und wir reiten los.
Auf dem Tor im Holzzaun, der die Stallungen begrenzt, sitzen drei Affen. Schnell huschen sie ins Gebüsch, aber gerade so weit, dass sie uns noch neugierig beäugen können. Wir reiten durchs Tor, biegen um eine Baumgruppe und befinden uns in der Ebene.
Keine zehn Minuten später erreichen wir die erste Zebraherde.
Ich liebe diese drallen, den Pferden so ähnlichen Tiere mit ihrem hübschen Streifenmuster und kann es kaum fassen, wie nah wir ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum kommen. Zwar heben sie die Köpfe, als wir uns nähern, und bleiben wachsam, trotzdem lassen sie uns unglaublich nah heran und wahren ihren Sicherheitsabstand nicht etwa durch wilden Galopp, sondern indem sie einfach ein paar Schritte weiter ziehen. Bei den Gazellen, von denen es drei oder vier unterschiedliche Rassen im Lake Mburo Nationalpark gibt, ist es dasselbe.
Im gemächlichen Tempo reiten wir durch die Ebene, die hier vor allem aus hohem Gras mit gelegentlichen Büschen und niedrigen Bäumen besteht. Was die Gegend zum optimalen Reitgelände macht, denn wir können weit sehen und Tiere erspähen, der Untergrund ist gut gangbar, und wir müssen vor allem keine Strecke machen. Alles ist direkt hier, zu Füßen der Lodge – und praktischerweise noch außerhalb des Nationalparks, so dass ich keine 40 US Dollar Eintritt zahlen muss. Ab und zu traben wir ein bisschen, galoppieren auch mal ein Stück und reiten dann wieder ganz gemütlich im Schritt, um die Tiere beobachten und in Ruhe fotografieren zu können.
Mein Pferd galoppiert auch heute noch gerne, er lässt sich aber auch gut halten – von zwei Freudenhüpfern auf dem Nachhauseweg abgesehen. Richtung Stall galoppieren ist aber auch eine blöde Idee. Und vor allem ist er tiefenentspannt in dieser für mich so exotisch-fremden Umgebung. Selbst als ich im Schritt die Zügel gehen lasse, weil ich mit Fotografieren beschäftigt bin, und sogar als direkt vor ihm eine Warzenschweinfamilie quiekend das Weite sucht.
Zwei Stunden lang mäandern wir durch die Ebene zu Füßen der Lodge, bis die Sonne untergeht und die Landschaft in ein fast kitschig-schönes Licht taucht. Ich bin froh, mich gegen den 4-5-stündigen Ritt entschieden zu haben, den ich eigentlich unbedingt machen wollte, weil er mich in den Nationalpark hinein und auch in vielseitigeres Gelände geführt hätte. Mehr Tiere hätte ich dabei aber wohl nicht gesehen, sagt Nicolas. Und vor allem wäre es – auf jeden Fall für mich, wahrscheinlich auch für mein Pferd – viel zu heiß gewesen. Auch so habe ich die erste Stunde ordentlich geschwitzt und war froh über das mitgebrachte Wasser. Die Stunde rund um den Sonnenuntergang hingegen ist wirklich magisch und sehr für eine Reitsafari zu empfehlen.
In eine etwas heikle Situation graten wir am Ende doch noch. Ich will ein Äffchen fotografieren, das direkt vor mir im Baum sitzt und für mich zu posieren scheint. „Miss!“, sagte Nicolas, dessen Pferd ein paar Meter von mir entfernt steht. Hochkonzentriert auf mein Fotomotiv reagiere ich nicht sofort. „Miss!!“ zischt Nicolas nun mit ziemlicher Dringlichkeit. Ich schaue ihn an und dann in die Richtung, in die er zeigt. Nur ein paar Meter von mir entfernt steht ein mächtiger Bulle und starrt uns an.
Wie im Zeichentrickfilm, in dem er im nächsten Moment schnaubend den Kopf senken und angreifen würde…
„We should go“, sagt Nicolas in betont ruhiger Stimmlage. „His herd is behind us.“ Gaaaaanz beiläufig, um den Bullen ja nicht wild zu machen, lenken wir unsere Pferde von ihm weg und hinter den nächsten Busch. Mein Herz klopft wie wild, aber als wir genügend Abstand zwischen uns und den Kawenzmann gebracht haben, muss ich doch lachen. Welch Ironie, dass uns in der afrikanischen Wildnis nicht etwa ein Löwe, sondern ein ganz normales, domestiziertes Tier fast gefährlich geworden ist!
Mein Fazit: Wenn ihr Uganda mit Kind(ern) bereist, die pferdeverrückt sind, dann verderbt ihr sie mit dieser Safari wahrscheinlich fürs ganz Leben. Denn ganz ehrlich: Wie lässt sich ein Ausritt inmitten von Zebras, Antilopen und Äffchen bitte noch toppen? Selbst als Erwachsene hat mich die Reisafari völlig geflasht. Aber einfach ohne die Kids reiten zu gehen ist natürlich auch keine Lösung 😉 Ihr könnt sogar einen geführten Ritt auf einem Pony buchen, falls eure Kinder für alles andere noch zu klein sind. Und falls nicht die gesamte Familie aufs Pferd möchte, aber trotzdem wild ist auf eine Safari, bietet die Lodge diese auch zu Fuß und mit Mountainbikes an.
Wo, Was, Wieviel? Der Lake Mburo National Park ist der perfekte erste Stopp auf eurem Uganda-Roadtrip: Von Entebbe aus fahrt ihr etwa 5 Stunden auf einer guten Straße Richtung Westen. Anbieter der Reitsafaris ist die Mihingo Lodge. Es gibt Touren unterschiedlicher Länge und für alle Niveaus. Meine Empfehlung, auch für Fortgeschrittene: der 2-Stunden-Ritt. Wenn ihr gar nicht genug bekommen könnt, dann reitet lieber morgens UND abends – die Stimmung im Park ist jeweils eine ganz andere! Zweiter Vorteil: Die kürzeren Touren führen gerade außerhalb der Parkgrenzen entlang, ihr spart also den Eintritt und seht trotzdem viele Tiere. Jeder kann in der Lodge eine Reitsafari buchen, aber Gäste haben Vorrang d.h. man bekommt als Nicht-Gast erst sehr kurzfristig eine Zusage, ob es klappt. Gäste zahlen auch weniger (70 US$ statt 110 US$ für 2h). Falls ihr das Budget habt, für eine Übernachtung US$ 195 bzw. 300 auszugeben (Einzel/Doppelbelegung im luxuriösen Safari-Zelt-Bungalow inkl. Vollpension, Aufbettung möglich), dann tut es: Die Öko-Lodge oben auf dem Felsplateau ist ein Traum! Die Hitze des Tages verbringt man hier im Pool mit Panoramablick über den Park oder mit einer Massage. Und das Essen ist wirklich gut, zum Beispiel gibt es Fisch aus einem See in der Nähe.
Budget-Tipp: Das Leopard Rest Camp ist eine tolle, kindertaugliche Unterkunft, die ebenfalls direkt außerhalb des Parks liegt (an einem anderen Eingang). Im Camp gibt es viel Platz zum Bewegen, eine bettartige Schaukel, abends Lagerfeuer, einen gigantischen Sternenhimmel und einen Baum voller Webervögelnester direkt neben dem Restaurant, in dem vor allem morgens richtig Action ist. Lazy Camping ab 25 US$ pro Nacht, das Bett ist bequem und breit genug für zwei, das Zelt selbst aber echt mini. Die luxuriöseren Varianten kosten 45 bzw. 55 US$. Zur Mihingo Lodge sind es 12 bzw. 25 km (durch den Park/ außenrum), dafür solltet ihr 45-60 Minuten Fahrzeit einplanen und möglichst nicht in der Dunkelheit fahren.
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