Kennt ihr das: Ihr seid im Urlaub und plötzlich überkommt euch ein unbändiger Appetit auf etwas, das in diesem Land garantiert nicht aufzutreiben ist? Etwas, das ihr zuhause gerne esst und nach dem es euch plötzlich dermaßen gelüstet, dass ihr (zumindest für einen Moment) hofft, der Urlaub möge am besten heute noch zuende sein?
Regelmäßige Leser unseres Blogs werden jetzt womöglich entsetzt nach Luft schnappen, schließlich erzählen wir ja sonst immer von unseren kulinarischen Reisefundstücken und was sich in Land X oder Y alles Leckeres entdecken lässt, wenn man nur neugierig oder mutig genug ist.
Tja. Dann haltet euch mal gut fest: Auch wir sind nicht gefeiht vor kulinarischem Heimweh.
Natürlich steuern wir nicht die nächste Burgerbude an, kaum dass wir unseren Urlaub begonnen haben. Wir suchen unsere Reiseziele auch nicht danach aus, ob es vor Ort deutsche Restaurants gibt (eher im Gegenteil). Nein, das kulinarische Heimweh baut sich schleichend auf, vergleichbar mit einer tektonischen Spannung, die sich urplötzlich in einem Erdbeben entlädt. Es hat uns sogar schon erwischt, als wir uns in Ländern aufhielten, deren Küche wir eigentlich sehr lieben. In Thailand zum Beispiel. Oder Italien.
Italien ist tatsächlich auch das Land, mit dem ich meine erste Post-Urlaubs-Heißhungerattacke verbinde. Ich war noch ein Kind als wir unsere Sommerferien in Apulien verbrachten. Dort hatten wir einen Trullo gemietet, in dem wir oft selbst kochten, mit Zutaten, die wir auf dem örtlichen Markt gekauft hatten. Ich erinnere mich an frische Garnelen, an köstliches Olivenöl und an Zweige mit dunkelroten, duftenden Tomaten, die uns der Nachbar gab. Für mich und meinen Bruder gab es jeden Tag Eis und es war das beste, das wir je gegessen hatten. Wir verbrachten also drei Wochen im Paradies.
Auf dem Heimweg – dem sehr langen Heimweg, denn wir fuhren mit dem Auto – war er urplötzlich da, der Heißhunger. Ich erinnere mich nicht mehr, wer zuerst sagte: „Ich habe solchen Appetit auf Linsensuppe!“ Aber danach gab es kein Halten mehr. Bis wir endlich die deutsche Grenze passierten, war unser kollektiver Jieper ins Unermessliche gewachsen. Ich weiß noch, wie mein Vater an der ersten Autobahnraststätte nach dem Grenzübergang raus fuhr und wir alle Mann Linsensuppe mit Würstchen in uns hinein schaufelten.
Ich behaupte: Selbst der reiseerprobteste Backpacker ist nicht immun dagegen, dass sein Magen plötzlich Heimweh bekommt. Uns jedenfalls passiert es auf fast jeder Reise, dass wir irgenwann sehnsüchtig an ein bestimmtes Gericht oder auch ein einziges Lebensmittel denken.
Über unsere Jagd nach real bread in Neuseeland haben wir hier ja schon des öfteren berichtet. Nie hätte ich gedacht, dass (vermeintlich) stinknormales Brot derart identitätsstiftend sein kann. In Kirgistan hatte ich eine satte Hammelfleisch-Überdosis und habe mich nach einem grünen Blattsalat gesehnt, während der Co-Jäger, der um das Fleisch vier Wochen lang einen großen Bogen gemacht hat, literweise Wodka kippen musste und anschließend monatelang nur noch Detox-Bier anrührte. Selbst in Thailand und Malaysia, wo es sensationell leckeres, vielseitiges und noch dazu gesundes Essen gibt, träumte ich nach ein paar Wochen von Käse… Rohmilchkäse, Schimmelkäse, affiniertem Käse, Ziegenkäse, aromatischem, stinkendem, reifem, köstlichem Käse.
Die massivsten Essensgelüste erlebten wir jedoch in Nicaragua: Vier Wochen lang aßen wir mindestens zwei Mal täglich Reis mit Bohnen. Zum Frühstück gab es ein Spiegelei oder eine Scheibe Toastbroat dazu, später am Tag dann frittierte Bananen oder Hühnchen. Letzteres fiel allerdings weg, nachdem wir auf einer Busfahrt nähere Bekanntschaft mit einem Sack tiefgefrorener Hühner gemacht hatten, die auf dem Dach festgezurrt waren und in der sengenden Sonne anfingen zu tauen, so dass uns durch das geöffnete Fenster blutige Suppe auf den Arm tropfte. Die Zeit, die wir an der Küste verbrachten, war das kulinarische Highlight unserer Reise: Zu Reis und Bohnen gab es dort Fisch, der je nach Tagesfang wechselte. Nach vier Wochen nicaraguanischem gallo pinto hatten wir auf so ziemlich ALLES Appetit, Hauptsache es hatte keine Ähnlichkeit mit Reis und Bohnen.
Wir rufen auf zur Blogparade „Essensgelüste im Urlaub: Wenn der Magen plötzlich Heimweh bekommt“
Habt ihr auf Reisen schon mal einen richtigen Jieper bekommen? (Bitte sagt jetzt nicht: „Das ist MIR noch NIE passiert!“) In welchem Land war das und welches Lieblingsessen habt ihr vermisst? Habt ihr etwas Verrücktes angestellt, um euren Heißhunger zu stillen? Ist euch in dieser Situation womöglich etwas bewusst geworden?
Wir freuen uns auf eure Anekdoten! Haut in die Tasten und schreibt uns eure Stories in die Kommentare!
Wenn ihr selbst einen Reise- und/oder Food-Blog habt, könnt ihr auch an unserer Blogparade teilnehmen!
Und zwar so: 1. Schreib einen Beitrag über euer kulinarisches Heimweh 2. verlinke diese Seite darin und weise auf Deine Teilnahme an der Blogparade hin 3. sag uns hier in den Kommentaren Bescheid, dass Du mitmachst!
Natürlich kannst Du auch mit einer schönen Geschichte teilnehmen, die Du bereits auf Deinem Blog veröffentlicht hast – wäre ja sonst schade drum. Und: Sharing is Caring! Verlinke auch andere teilnehmende Blogger in Deinem Post, wenn ihr Beitrag passt.
Die Blogparade läuft bis zum 15. Juli. Danach fassen wir alle eingereichten Beiträge (also: Ausschnitte davon!) in einem Blogpost zusammen, der hier im Jäger-Blog veröffentlicht wird.
Wir freuen uns auf eure Anekdoten über skurrile Heißhungerattacken und Anfälle von Bauch-Heimweh!
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