Jetzt habe ich doch tatsächlich Huhu-Maden gegessen, ohne es zu merken. Das befürchte ich zumindest. Sie hatten sich – zu “Panade“ verarbeitet – zwischen dem Hasen und der Elster versteckt, die Paul Fraser ebenfalls für seinen Wettbewerbsbeitrag zum Local Wild Food Challenge verwendet hatte. Damit gewann er den Preis für die wildeste Zutat. Verdient, würde ich sagen. Die drei Jurymitglieder (ein Restaurantchef aus Dunedin, ein lokaler Farmer/Jäger/Sammler und die letztjährige Gewinnerin) mussten etwas mutiger sein als ich: Während ich, oft lost in translation, blind probierte, was nach der offiziellen Verkostung auf dem Tischchen landete, von dem sich die Zuschauer etwas nehmen durften, wurde ihnen ganz genau erklärt, was sich auf dem Teller vor ihnen befindet und was der jeweilige Koch sich bei seiner Kreation gedacht hat.
Nur eine einzige Teilnahmebedingung gab es für den Wettbewerb, der bereits zum 3. Mal in Glenorchy, einem winzigen Örtchen am hinteren Ende des Lake Wakatipu stattfand: Mindestens eine der Zutaten musste gejagt oder gesammelt worden sein. Beiträge konnten von 15 bis 18 Uhr eingereicht werden, auch ohne Voranmeldung. Die Jury, die an einem mit Blumen dekorierten Tisch auf der Terrasse des einzigen Cafés im Ort tagte, wusste also bis zuletzt nicht, was auf sie zukam. Genauso wenig wie die vielleicht 100 Zuschauer (darunter viele Kinder, die überraschend mutig auf dem Probiertischchen zulangten), welche sich bei herrlichem Sonnenschein einen schönen Samstagnachmittag machten.
Ich war begeistert von der Kreativität der Teilnehmer und dem professionellen Niveau ihrer Beiträge – neben gelernten Köchen traten auch Laien und sogar Kinder an.
Die mit Beeren verzierten Muffins einer Zehnjährigen hätten sich genau so gut in der Auslage eines Bäckers gemacht und der Elfjährige Malcolm Hubberd gewann für seinen Hasencurry-Pie mit Apfelsauce zurecht einen Preis.
Mein Favorit war die Vorspeisenvariation aus Maori-Brot, Gänsepastete und Hirschterrine, die in einem Paua-Gehäuse und einem aus Flachs geflochtenen Täschchen auf einem großen Holzbrett präsentiert wurde. Sehr kreativ aber auch der „Paragliging Rabbit“: Bei seinem ersten Segelflugversuch hatte der Koch eine Bruchlandung hingelegt und dabei einem Babyhasen das Genick gebrochen … den er dann spontan zur Hauptzutat seines Gerichts machte. Seine Dekoidee: Ein Teller mit einem Berg Fleisch (das aussah wie geschreddert), den er mit den Ohren und dem Puschelschwänzchen des Tieres verzierte. Erinnerte auf den ersten Blick an Hundefutter, war aber butterzart und köstlich. Weniger aufregend, aber optisch Appetit waren Beiträge wie der Wildblumensalat, die Rhabarber-Schoko-Trüffel oder die Hirschfiletsushi.
Anders als in Hokitika, wo das jährliche Wild Foods Festival zum Volksfest mit Trau-Dich-Doch-Ekelfaktor und tausenden Besuchern angeschwollen ist, liegt der Fokus hier auf dem speziellen Wissen der Einheimischen, was in ihrer Gegend wächst und lebt. „Wir lieben es zu kochen und zu reisen und sind immer wieder überrascht, wie viel gutes Essen es direkt vor unserer Haustür gibt“, erklärt Organisator Bill Manson, der aus Eastbourne (bei Wellington) stammt und jeweils das halbe Jahr auf Martha’s Vineyard (USA) lebt. In diesen beiden Orten hat er das Festival ebenfalls schon veranstaltet, außerdem in Punkaharju (Finnland) und in den französischen Alpen.
Mehr über das Festival und die anderen Austragungsorte unter
www.localwildfoodchallenge.com
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