„Coffee, Whitebait, Venison. Find me – it’s worth it!“, lockt ein Schild am Highway kurz vor Haast. Darauf abgebildet ist ein Häuschen von der Größe einer Gartenlaube, das von einem neonorangen Land Rover gezogen wird. Dürfte in einem winzigen Nest wie Haast nicht allzu schwierig sein, denken wir uns. Und Robyn, die Inhaberin, macht es den Touristen auch noch leicht: Sie parkt direkt vor der i-Site.
Wir sind jetzt seit fast fünf Monaten in Neuseeland und haben noch nicht ein Mal Wild gegessen. Dabei hat sich das „gar nicht nach Wild schmeckende“ Hirschfleisch, das hier überwiegend von Farmen stammt, zu einem wichtigen Exportgut des Landes entwickelt. Und wenn man sich anschaut, wohin es verkauft wird, stellt man fest: Wir Deutschen stehen offenbar drauf. Allerdings, erzählt mir Robyn, bekommt der Neuseelandhirsch auf dem Markt gerade Konkurrenz aus Schottland. Höchste Zeit also, dass wir mal probieren.
Der kleine Imbiss entpuppt sich als echte Überraschung. Der Venison Burger ($10) wird nicht nur mit Filetstücken statt Hackfleischbratlingen zubereitet, das Fleisch stammt auch noch von wild lebenden Hirschen, die ein Jäger aus der Gegend vom Helikopter aus schießt. „Das klingt ein bisschen brutal“, sagt Robyn entschuldigend, „aber so wird das hier eben gemacht. Hirsche gelten als Schädlinge, es sind ja keine einheimischen Tiere.“ Und dann erzählt sie mir noch, wie sich die Jagd in der Gegend über die Jahrzehnte verändert hat: „Mein Vater ging noch zu Fuß auf die Pirsch. Die erlegten Tiere wurden dann mit kleinen Flugzeugen abtransportiert, für die man mitten im Bush kleine Landebahnen freigelegt hatte, oft am Ufer eines Flusses. Erst in den 70er Jahren kam die Heli-Methode auf.“
Während wir plaudern, brät sie das Fleisch kurz an und legt es dann auf ein Hamburger-Weißbrötchen. Es ist nicht angeröstet, aber das verzeihe ich schon nach dem ersten Bissen, denn das Fleisch ist butterzart. Es schmeckt tatsächlich nur leicht wild, hat fast schon Ähnlichkeit mit erstklassigem Rinderfilet. Begleitet wird es nur von einer Scheibe Tomate, ein paar Blatt Salat und geschmelzten, leicht süßlich schmeckenden Zwiebeln. Köstlich.
Der Co-Jäger bestellt in einem Anfall von Nostalgie ein Whitebait-Sandwich ($10), das uns an unseren ersten Besuch in Haast erinnert. Vier Monate ist das jetzt her. Damals war es kalt, es regnete in Strömen, und weil kurz zuvor ein Teil der Passstraße weggerutscht war, saßen wir für zwei, drei Tage in einer temporären Zelt-und-Wohmobil-Stadt fest, die die hartgesottenen Whitebaiter auf dem einzigen Campingplatz des Ortes errichtet hatten. Als wir nach unserem Mittags-Stopp weiter gen Süden fahren, lassen wir die West Coast erneut hinter uns. Eine gute Woche waren wir dieses Mal hier und haben sie in voller Länge abgefahren (das heißt: so weit die Straße gen Norden reicht). Es hat nicht ein Mal geregnet. Dafür mussten wir uns die mit Treibholz übersäten, von wilden Wellen umtosten Strände nicht nur mit überraschend vielen anderen Touristen teilen, sondern auch noch mit blutrünstigen Sandflies.
Der mobile Imbiss hält von etwa Mitte Oktober bis Mitte April in Haast, die Inhaberin überlegt aber, zusätzlich in der Nebensaison über Mittag zu öffnen. Tel. 03-7500102 bzw. 021-2657992.
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