Ist Bosnien überhaupt sicher? Wie viele vom Krieg übrig gebliebene Landminen gibt es da noch? Weiß man das überhaupt so genau? Sind die nicht geräumten Gegenden eindeutig gekennzeichnet? Das waren die Fragen, die uns vor unserer Balkan-Tour vor allem umtrieben. Für uns besteht der Reiz eines Roadtrips ja darin, ohne fest geplante Route und gerne abseits der Hauptstrecken zu reisen. In Lebensgefahr wollen wir uns damit natürlich nicht begeben.
Aber wie gefährlich ist es wirklich? Wir recherchierten auf offiziellen Seiten und posteten unsere Fragen in Foren und Facebook-Gruppen, wo wir von Einheimischen und anderen Overlandern, die das Land kürzlich bereist hatten, jede Menge beruhigende Antworten erhielten. Also nahmen wir Bosnien in unsere Route auf. Und nur ein einziges Mal während unserer Tour (ihr könnt es in unserem Video sehen) gelangten wir in eine abgelegene Gegend, wo uns schließlich Waldarbeiter ansprachen und davor warnten, das Gelände auf der anderen Seite des Flusses zu betreten.
Berge, Schluchten, Wasserfälle – und echtes Freedom Camping
Statt dessen passierte uns etwas völlig Unerwartetes: Wir verknallten uns Hals über Kopf in dieses schöne Land! In die gastfreundlichen, herzlichen Menschen, die glasklaren Flüsse und Seen, die uns völlig vergessen ließen, dass Bosnien nur einen winzigen Streifen Adriaküste besitzt, in die sonnenverbrannten Hügel und tiefen Schluchten und in die Hauptstadt Sarajevo, die uns mit ihrem rauen Charme an Ostberlin vor 25 Jahren erinnerte.
Wir waren in den Monaten Juli und August unterwegs und hatten in Bosnien fast durchgehend hochsommerliches Wetter mit Temperaturen zwischen 30 und 40°C. Da unser alter VW Bus natürlich keine Klimaanlage besitzt, steuerten wir jeden Tag mindestens ein Gewässer zum Abkühlen an. Dabei stellten wir fest, wie viele Flüsse und Seen Bosnien hat, in denen man toll schwimmen kann. Wir entdeckten außerdem, dass Freedom Camping nicht nur erlaubt, sondern dass Bosnien ein wahres Paradies ist für Camper wie uns, die sich gerne Stellplätze mitten in der Natur suchen. Nur der Müll, den wir fast überall von unseren Vorgängern vorfanden, passte nicht ganz zum Idyll.
Wenn ihr selbst eine Reise durch Bosnien plant, dann können wir euch diese Orte sehr empfehlen:
Freedom Campen im Una Nationalpark
Der Tipp kam von Nijac, der uns in einer facebook-Gruppe sehr nette Tipps für sein Heimatland gegeben hat. Eigentlich wollten wir ihn auch in Sarajevo treffen, aber weil er und seine Familie genau so gerne reisen wie wir, war er leider gerade nicht zuhause. „Ihr dürft auf keinen Fall den Fluss Una verpassen, es ist einer der schönsten im ganzen Land“, schrieb er uns. Tatsächlich war der Fluss ganz sauber, von einem klaren leuchtenden Blau und mit kleinen Inselchen gesprenkelt. Wir entdeckten eine Wiese mit Bäumen und Sandstrand, auf der sich gerade ein paar Leute zum Rafting fertig machten. Das Gelände gehöre zu ihrem Club, sagten sie. Und dass wir gerne bleiben dürften. Als sie von ihrer Tour zurück kamen, schenkten sie uns (obwohl wir mehrmals freundlich „Nein danke“ sagten) eine Tüte mit Proviant, der übrig geblieben war. Irgendwann gesellten sich noch zwei herrenlose, aber zutrauliche Hunde zu uns. Und noch etwas später stellte sich ein Mann zum Angeln auf eine Sandbank, während sein etwa fünfjähriger Sohn am Ufer mit der kleinen Co-Jägerin Sandburgen baute und Steine in den Fluss warf. Dass die beiden keine gemeinsame Sprache hatten, war ihnen egal.
- Wir haben ein paar hundert Meter von den Wasserfällen („Kostelski buk“) entfernt gecampt. Die Landstraße ist stark befahren und ein bisschen unübersichtlich, wir brauchten ein paar Anläufe, bis wir den kleinen Abzweig zum Fluss runter entdeckten.
Seerosen-Bad an den Wasserfällen von Jajce
Erst im Nachhinein stellten wir fest, dass wir gar nicht an DEN berühmten Wasserfällen von Jajce gewesen waren, sondern ein Stück flussabwärts, wo es noch einmal kleinere Wasserfälle gibt, die breit gefächert und kaskadenartig über mehrere Stufen fließen mit kleinen Teichen dazwischen. Mittendrin, umflossen von Wasser, liegt ein wunderbar kühler Biergarten, in dem wir unser erstes bosnisches Essen kosteten: Cevapcici (natürlich), frittierte Hefebällchen mit Kaymak (buttrige Sahnecreme), Polentaberge mit Parmesan und Krautsalat mit Tomaten und Gurken.
Während wir aßen, sahen wir eine Familie im Biergarten Taucherbrillen, Schnorchel und Schwimmflossen auspacken und in den Fluss springen, wo sie dann zwischen den Seerosen umherpaddelten und unter die Wasserfälle tauchten. In Deutschland wäre das wohl undenkbar, aber hier störte sich niemand daran. Wir entschieden uns trotzdem, ein paar hundert Meter weiter bis zum Strandbad zu laufen. Dort gab es Bäume und eine schattige Liegewiese, ein Wehr, das die Kinder als Rutsche nutzten, und viel Platz zum Plantschen und Schwimmen.
Als wir zum Bus zurück gingen, kam uns ein umgebautes Feuerwehrauto mit deutschem Kennzeichen entgegen. Eine Frau mit Baby im Tragetuch lief voran und winkte den Fahrer durch die ziemlich engen Stellen der zugeparkten Straße; auf dem Beifahrersitz entdeckten wir ein etwas älteres Kind. Leider blieb es beim netten „Hallo“, der Treffpunkt war zu ungünstig für ein längeres Schwätzchen.
- Restaurant Konoba Slapovi in der Kralja Stepana Tomasevića (hier). Über die Brücke in die Stadt fahren und dann die Straße direkt am Fluss entlang in Richtung Stausee nehmen. Das Restaurant liegt etwas unterhalb, ist aber oben an der Straße ausgeschildert.
Das Strandbad befindet sich 500m weiter flussaufwärts, wo der Stausee beginnt.
Schäfer-Idylle und Lagerfeuer am Ramsko See
„We really wanna camp in shit“, erklärte uns ein Backpacker-Pärchen, mit dem wir auf einem Campingplatz Tipps austauschten. „We just like the sound of it. HAHAHA.“ Es stellte sich heraus, dass sie Šćit meinten, die kleine Halbinsel im Ramsko See. Wir empfehlen euch den See aus einem anderen Grund: Es ist dort einfach wunderschön! Nur eine Reifenspur im Gras führt am Ufer entlang, aber unser Bulli schaffte es darauf problemlos bis zu der Bucht, in der wir den perfekten Stellplatz fanden: mit Blick auf die Halbinsel gegenüber und ein kleines Hutzelhäuschen zu unserer Linken, vor dem wir eine Gänseherde im See baden und wohin wir später einen Schäfer mit seiner Herde ziehen sahen. Etwas oberhalb gab es Obstbäume und wir fanden genug Totholz, um ein schönes Lagerfeuer zu machen. Hätte der Co-Jäger auch noch einen Fisch aus dem See gezogen, dann wäre dieser Stellplatz wirklich perfekt gewesen 😉
- Wir sind bei Prozor von der Landstraße ab- und Richtung See gefahren. In der kleinen Ortschaft Ripci (hier) führt ein Weg Richtung See, der nach ein paar hundert Metern zur Reifenspur im Gras wird.
Campingplatz mit Strandbad am Jablanicko See
Der Jablanico-See ist wunderschön: Er füllt mit seinen fjordartigen Seitenarmen ein langgestrecktes Tal, das Wasser leuchtet in einem postkartenreifen Türkisgrün. Am liebsten wollte ich hinter jeder Kurve anhalten, um ein Foto zu machen, als wir auf der schmalen (aber trotzdem recht befahrenen) Straße an seinem Ufer entlang fuhren. Ging nur leider nicht. Genau so unmöglich fanden wir es dann auch, an seinem Ufer einen Stellplatz zu finden – der Stausee hat nämlich ringsum Berge und ein entsprechend steiles Ufer. Die wenigen Sträßchen, die von der Landstraße zum Wasser hinunter führten, waren privat. Mürbe von der Hitze und ziemlich verschwitzt, entschieden wir uns schließlich, zu dem Campingplatz zurück zu fahren, den wir gesehen hatten. Der Co-Jäger steuerte unseren Bulli die schmale Rampe hinunter und manövrierte ihn auf die letzten freien Quadratmeter zwischen den Strandlaken und Cevapcici-Grills der Tagesgäste aus Sarajevo. Der schmale Streifen Land direkt am Seeufer, aus dem der Campingplatz besteht, ist nämlich zugleich ein Strandbad – und wir hatten ausgerechnet einen Sonntag erwischt. Im Badesee war es aber trotzdem ganz angenehm und weil das Wasser recht warm war, blieben wir die meiste Zeit des Tages einfach drin. Seinen wahren Charme zeigte der Campingplatz dann am nächsten Morgen, als wir aufwachten: Leichter Nebel lag auf dem See, als wir mit unseren Kaffeebechern in der Hand aufs Oberdeck des vor Anker liegenden Badeschiffs kletterten. Nur zwei Angler waren bereits wach und warfen ssssssssssst-plopp ihre Köder aus.
- Das Auto Camp Miris Ljeta befindet sich in Ostrožac, etwa mittig am Südufer des Jablanicko Sees (hier). Für den Stellplatz ohne Strom haben wir 15 Euro bezahlt. Es gibt einfache sanitäre Anlagen, die Dusche ist open air und hat nur kaltes Wasser.
Mostar: am besten frühmorgens
Bosnien ist nahezu frei von Massentourismus, aber an manchen Stellen gibt es ihn dann eben doch. Mostar ist so ein Beispiel und eigentlich hätten wir es ahnen können, denn jeder Bosnier, mit dem wir uns unterhielten, riet uns, die Stadt mit ihrer wiederaufgebauten historischen Brücke un-be-dingt zu besuchen. Und eigentlich ist es ja auch klar, denn die Bedeutung der Brücke lässt sich in etwa vergleichen mit der der Dresdner Frauenkirche für Deutschland. Wir waren trotzdem nicht vorbereitet auf die generische Tourimeile, die sich auf beiden Seiten nahtlos an die Brücke anschließt, mit Nippesständen, die die ewig gleichen Mostar-Magneten, Mostar-Tshirts und Kaffeepötte aus Messing verkaufen. Wir waren auch nicht auf Parkplätze vorbereitet, die zehn Euro kosten. Aber wir hatten das große Glück, bereits am frühen Morgen anzukommen (was einfach daran lag, dass wir unseren Stadtspaziergang nicht in der Mittagshitze machen wollten) und dadurch die Brücke verhältnismäßig leer vorzufinden. So konnten wir in Ruhe das glatt polierte Kopfsteinpflaster bis zum höchsten Punkt der stari most hinauf laufen, die sich elegant über den Fluss Neretva wölbt, und den Blick in die etwa 20 Meter tiefe Schlucht gebührend würdigen, in die sich die mutigsten Männer der Stadt mit einem Kopfsprung stürzen. Angeblich gibt es ja den ganzen Sommer über Brückenspringer, die dies für die Touristen gegen einen Obulus tun, aber vielleicht waren wir dafür einfach zu früh dran… und für den Wettbewerb, der jeden Sommer ausgetragen wird, leider exakt einen Tag zu spät. Oder vielleicht auch: zum Glück. Wir liefen eine kleine Runde und entdeckten Häuser mit Einschusslöchern und Schildern, die vor dem Betreten warnten, nur wenige hundert Meter von der Brücke entfernt. Als wir eine gute Stunde später wieder bei unserem Bus ankamen, ergossen sich Reisebusgruppen in die schmalen Gassen, die in alle Richtungen fotografierten und sich gegenseitig im Bild herum standen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie voll es am Tag des Wettbewerbes sein muss. Es war zehn Uhr morgens, bereits heiß genug für ein Eis, und danach allerhöchste Zeit für uns weiterzufahren.
- Die etwa 50 Kilometer lange Strecke vom Jablanicko See nach Mostar ist wunderschön: Sie führt am Fluss Neretva entlang, der sich hier durchs Gebirge und teilweise enge Schluchten schlängelt. Die Straße ist gut ausgebaut.
Zur Buna-Quelle: Ja oder Nein?
Dass dort eine Tourifalle lauert, konnten wir wirklich nicht ahnen. Denn das Foto des Derwisch-Klosters, das im 16. Jahrhundert an den Fuß jener imposanten Steilwand gebaut wurde, aus der die Buna breit wie ein Fluss entspringt, zeigt leider nur die halbe Wahrheit: Es fehlen nämlich die Restaurants und Nippesstände, die das Flussufer säumen. Nee, das hätten wir uns wirklich schenken können. Denn wir hatten den Tag und die Nacht zuvor bereits ein paar Kilometer flussabwärts auf einem wunderschönen kleinen Campingplatz direkt am Ufer der Buna verbracht, wo wir im großen Garten der Gastgeberfamilie, neben Gemüsebeeten und Obstbäumchen, standen. Schwer lag das Zirpen der Zykaden über dem Grundstück, der Co-Jäger warf ein paar Mal die Angel aus und die kleine Co-Jägerin kochte Gras-und-Moos-Suppe mit einer Enkelin der Großfamilie, die auf der überdachten Terrasse zusammen saß. Der Sohn der Inhaber erzählte uns in fließendem Deutsch, dass er seine Jugend in Berlin verbracht hatte, wohin er während des Krieges mit seiner Familie geflohen war. Sein Vater habe jedoch in die Heimat zurückkehren wollen, sobald es ging, und verdiene jetzt mit dem Campingplatz etwas Geld. Er selbst arbeite in Mostar als Fremdenführer.
- Auto Camping Eko Agritourism: Die eiskalte, glasklare Buna mit Logenplatz auf dem Grundstück der Familie Huseljić erleben (hier). Wir haben für die Übernachtung 15 Euro bezahlt. Es gibt zwei separate, neu gebaute und sehr saubere Badezimmer mit heißer Dusche und sogar Waschmaschine. Zum Derwisch-Kloster fährt man von dort etwa zehn Minuten mit dem Auto.
Der falsche Grenzübergang: Unser Umweg mit Ausblick
Rückblickend betrachtet, war es eine ziemlich dämliche Idee, drei Grenzübergänge in einen Tag zu packen, nur um ein Stückchen mehr an der ach so malerischen Adriaküste entlang fahren zu können. Wirklich dämlich. Wir musste nämlich bereits am ersten Grenzübergang, also von Bosnien nach Kroatien, eine gute Stunde in der Affenhitze warten. Deshalb kamen wir auf die glorreiche Idee, eine unbekannte Abkürzung zu nehmen und unser Glück an jenem Grenzübergang zu versuchen, den laut unseren Gastgebern vom Vorabend praktisch nur Einheimische kennen. Eine weitere Schnapsidee. Aber diesmal eine von der guten Sorte, denn das kleine Sträßchen, das wir uns ausgeguckt hatten, führte durch hübsche kleine Dörfer, vorbei an einer großen Wasserfläche, die, so weit wir schauen konnten, mit Schilf bewachsen war. Wir gerieten in Versuchung, einfach anzuhalten, uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen und jemanden, der uns mit einem Boot ein Stück über den See fahren würde. Irgendwann wurde die Straße immer steiler und schraubte sich schließlich in Serpentinen einen Berg hinauf bis wir an einem Grenzübergang ankamen, an dem tatsächlich kein einziges anderes Auto wartete. Ein älterer Mann kam aus dem Wärterhäuschen, warf einen Blick auf unser Kennzeichen und schüttelte dann mit einem entschuldigenden Lächeln den Kopf. Radebrechend erklärte er uns, dass hier nur Einheimische passieren dürften, und beschrieb uns dann gestikulierend den kürzesten Weg zu dem anderen Grenzübergang. Die schmale Straße dorthin hatte es dann echt in sich (zumindest wenn man eine gewisse Höhenangst hat), aber der Ausblick war phantastisch: Erst schauten wir über den See, an dem wir zuvor entlang gefahren waren, und als wir die Bergkette überquert hatten, lag plötzlich die türkisblaue Adria tief unter uns. Am Grenzübergang dort unten mussten wir leider wieder eine brütend heiße Stunde warten. Und den kurzen bosnische Streifen Adriaküste fanden wir dann überhaupt nicht sehenswert: eine Hotelburg nach der anderen.
- Unser Umweg zum Nachfahren: https://goo.gl/maps/gnPLbYGUHYP2. Wir sind in Metković, direkt hinter der Grenze, von der Hauptstraße abgebogen, an einem kleinen Flüsschen entlang bis zum Kuti See gefahren und dort über die Bergkette bis rüber an die Küste. Eine wunderschöne Strecke für Entdecker.
Sarajevo: die besten Cevapcici des Landes in der melancholisch-schönen Hauptstadt
Sarejevo ist einen eigenen Beitrag wert, den wir in Kürze nachreichen werden. So viel vorab: Die Stadt hat uns völlig begeistert – und das, obwohl wir uns auf dem Weg zum Campingplatz dermaßen in den schmalen, steilen Gassen verfranst haben, die sich die Hügel entlang schlängeln, dass wir irgendwann nicht mehr vor und zurück kamen (ihr seht es oben im Video). Und trotzdem: Sarajevo hat einen melancholischen Charme, dem wir uns nicht entziehen konnten. Manche sagen, in Sarajevo gäbe es die besten Cevapcici des Landes, andere sagen, das sei nur vor dem Krieg so gewesen. Wir haben sie in der Ćevabdžinica Željo 2 probiert, der bekanntesten Bräterei der Stadt (beziehungsweise der zweitbekanntesten, wie man es nimmt), und fanden sie ziemlich gut – und die Grillmeister sehr nett und unfassbar schnell. Außerdem sitzt man in der kleinen Altstadtgasse wirklich schön.
Was uns am besten gefiel: die Herzlichkeit und Gastfreundschaft
Schöne Landschaften haben viele Länder zu bieten. Was uns an Bosnien und Herzegovina vor allem in Erinnerung bleiben wird, sind die Begegnungen mit vielen gastfreundlichen, herzlichen und hilfsbereiten Menschen. Als unser Bulli in Sarajevo hängenblieb, kamen sofort einige Nachbarn aus ihren Häusern und versuchten, ihn gemeinsam mit uns frei zu bekommen. Als wir durch ein Missverständnis auf einem Privatgrundstück campten, ohne dass die Besitzer davon wussten, lud uns das nette ältere Ehepaar am nächsten Morgen, als sie uns entdeckten, auf einen starken Kaffee ein und hängte die Schaukel ihrer Enkelkinder für die kleine Co-Jägerin auf.
Die schönste Begegnung hatten wir aber an unserem ersten Abend in Bosnien, denn sie kam völlig unerwartet. Wir hatten nämlich einen langen und aufregenden Tag hinter uns: erst eine Panne mit anschließendem Werkstattbesuch, dann ein Wolkenbruch, durch den unser Bulli nur noch im Schritttempo weiterfahren konnte. Viel später als gedacht überquerten wir die Grenze nach Bosnien und stellten fest, dass der nächste Campingplatz noch mindestens eine weitere Stunde Fahrt entfernt lag. Mit einem etwas komischen Gefühl, weil wir noch gar kein Gespür für Land und Leute entwickelt hatten und jetzt auch noch unter Zeitdruck standen, machten wir uns also in Velika Kladuša, der ersten Ortschaft nach der Grenze, auf die Suche nach einem Stellplatz.
Unsere erste Nacht in Bosnien: Freedom Camping mit Familienanschluss
Der Ort liegt in einem Talkessel, umgeben von sanften, zum Teil bewaldeten Hügeln. Wir guckten uns einen der Hügel aus und fuhren auf einem kleinen Sträßchen immer weiter bergauf, bis wir die letzten Häuser erreicht hatten. Kurz dahinter, zwischen Waldrand und Maisfeld, entdeckten wir eine ebene Stelle, auf der wir gut würden stehen können – und obendrein einen sensationellen Ausblick hätten. Als wir zum Ortsrand zurück rollten, schauten die Nachbarn bereits neugierig über Zaun und Hecke. Wir grüßten freundlich und schilderten unsere Situation – zuerst auf Englisch, bis wir feststellten, dass die Leute fließend Deutsch sprachen. Wie wir später herausfanden, arbeiteten sie in Graz und besuchten über den Sommer ihre Familien. Klar könnten wir uns da oben an den Waldrand stellen, erklärte sie, aber das sei doch viel zu gefährlich, wir sollten uns lieber gleich hier in ihre Einfahrt stellen.
Was genau da oben neben dem Maisfeld gefährlich sei, konnte uns niemand sagen, aber wir nahmen die Einladung gerne an und bekamen gleich am ersten Abend einen Vorgeschmack auf die legendäre bosnische Gastfreundschaft. Die kleine Co-Jägerin wurde sofort von Lea, der zehnjährigen Enkelin unserer Gastgeber, und ihren jüngeren Cousinen adoptiert und bald hüpfte die Kinderbande kichernd zusammen auf dem Trampolin, fütterte die Küken und pflückte Pflaumen. Und wir Erwachsenen bekamen Kaffee, Wassermelone und selbst gebrannten Slivovitz angeboten und am nächsten Tag noch eine große Tüte mit Gemüse aus dem Garten mit auf den Weg. Kann es eine schönere Begrüßung in einem fremden Land geben?
Wart ihr selbst schon in Bosnien und Herzegovina? Wir freuen uns auf eure Tipps und Kommentare!
Bei all unseren Empfehlungen vertrauen wir natürlich darauf, dass unsere Leser die goldenen Regeln des freien Campens kennen: Alles so hinterlassen, wie man es vorgefunden hat, und am besten vorher einen Einheimischen fragen, ob man sich dort über Nacht hinstellen darf.
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