Wenn wir Freunden und Bekannten von unserem geplanten Balkan-Roadtrip erzählten, bekamen wir meistens als Antwort: „Oh ja, Kroatien ist so schön!!“ Das stimmt natürlich – aber auch schön voll. Zumindest in den Sommermonaten, für die wir unseren Roadtrip planten, und vor allem an der besonders schönen Adriaküste.
Als wir die grobe Route für unsere vierwöchige Bulli-Tour ausguckten, sparten wir Kroatien deshalb weitgehend aus. Lieber wollten wir ein andermal wiederkommen, wenn wir mehr Zeit hätten, um die abgelegeneren Ecken zu erkunden und auf ein paar der weniger besuchten Inselchen zu hüpfen (was wir mit unserem Bulli nicht hätten machen können). Denn dass es in Kroatien gerade auch Kulinarisch viel zu entdecken gibt, das war uns schon nach kurzer Recherche klar.
Auf den Spuren von Game of Thrones, aber bitte ohne Menschenmassen!
Nach Dubrovnik allerdings wollte ich un-be-dingt. Seit Jahren schon. Schließlich gilt die alte Hafenstadt mit ihren schmalen, steilen Gassen und prächtigen Steinpalästen als „Perle der Adria“. Oder wie es ein irischer Bloggerkollege formulierte: „The trophy wife of Croatia’s Dalmatian Coast (it’s pretty and expensive)“.
Die Geschichte ihrer Altstadt samt Basilika reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück, seit 1979 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das hat sich natürlich längst einmal um den Globus herumgesprochen, so dass die Stadt regelmäßig auch von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird. Der Co-Jäger reagierte deshalb eher skeptisch auf meine Euphorie. Aber er ist, genau wie ich, Game of Thrones-Junkie und damit kriegte ich ihn rum, denn Dubrovniks Alter Ego ist „King’s Landing“, die Intrigen-Hauptstadt aus der Serie.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, beschlossen wir, noch einmal Trick 17 anzuwenden, der schon in Mostar super funktioniert hat: Ganz früh aufstehen, um vor allen anderen durch Dubrovnik zu spazieren. Das hat noch einen weiteren Vorteil. Von „Winter is coming“ hat Dubrovnik nämlich noch nichts mitbekommen. Die Temperaturen klettern tagsüber auf 35°C und höher.
Um 8 Uhr morgens stellen wir unseren Bulli in einem Parkhaus ab, dessen Einfahrt gerade eben hoch genug ist. Durch angenehm leere und noch schattige Gassen spazieren wir voller Vorfreude hinunter in die Altstadt. Die meisten Geschäfte haben noch geschlossen, aber ein kleiner Wochenmarkt ist schon aufgebaut. Das Angebot scheint sich vor allem an Touristen zu richten: Ein Teil der Stände verkauft Obst in Schalen, das sich als Snack für einen heißen Sightseeingtag eignet. Andere haben in Geschenkgröße verpackte, kandierte Orangen- und Zitronenschalenstreifen im Angebot. Eine Spezialität der Gegend, wie mir einer der Verkäufer erzählt. Die Preise (7 Euro für eine Probiergröße) schrecken mich ab, so dass ich darauf spekuliere, die Spezialität noch mal woanders zu entdecken – woraus aber rückblickend leider nichts geworden ist. Am Rande des Platzes plätschert ein Brunnen in ein steinernes, von abertausend Händen glattpoliertes Steinbassin. Offenbar spendet er Trinkwasser, denn wir sehen mehrere Leute, die daran ihre Trinkflaschen auffüllen.
Gefühl
Apropos zu teuer: Eigentlich wollen wir über die berühmte Stadtmauer spazieren, die am Rand der Klippe entlang läuft, auf der die Altstadt sitzt. Der Ausblick von dort oben soll grandios sein. Dafür muss man allerdings Eintritt zahlen. Als wir den Preis im Kopf umrechnen, denken wir erst, wir hätten uns vertan. Aber tatsächlich würde uns (zwei Erwachsene, ein Kleinkind) das reine Betreten der Mauer, ohne Guide oder sonstige Goodies, 40 Euro kosten. Wir überlegen kurz, ob wir es trotzdem tun sollen, schließlich sind wir jetzt schon mal hier, aber entscheiden uns dann dagegen.
Statt dessen schlendern wir einfach ohne Karte und Plan durch die Gassen der Altstadt, die entweder bergauf oder bergab führen. Ich beglückwünsche uns nochmal zu unserem Frühstart, in der Mittagshitze möchte ich das nicht machen. Wir kommen an dem breiten Treppenaufgang vorbei, auf dem Cersei’s „Walk of Shame“ begann, und auch so manche Gasse, die zwischen alten Häusern aus hellen Steinquardern hindurch führt, kommt uns irgendwie bekannt vor. Es ist ulkig, durch eine fremde Stadt zu spazieren und gleichzeitig das Gefühl zu haben, sie bereits gut zu kennen – einfach, weil wir sie schon so oft in der Serie gesehen haben.
Sobald wir die größeren Plätze hinter uns lassen, sind wir fast alleine und fühlen uns tatsächlich ein bisschen wie Entdecker. Zwischen den Häusern sind Wäscheleinen gespannt und an einigen hängen bunte Tücher zum Trocknen, ein knalliger Farbtupfer in den ansonsten sandfarbenen Gassen. Eine Katze spaziert aus einer Toreinfahrt, sieht uns, zögert kurz und streicht uns dann maunzend um die Beine. Ein alter Mann tritt aus einem Haus und läuft dann langsam, auf einen Stock gestützt, eine Gasse hinunter. Wie das wohl ist, in einer so viel besuchten Stadt zu leben?
Am südlichen Ende der Altstadt, also da, wo die Klippen am weitesten ins Meer hinein ragen, entdecken wir ein Café, das sich jenseits der Stadtmauer befindet. Es hat leider noch nicht geöffnet, aber was wir durch das Tor hindurch von der Terrasse und dem Ausblick erkennen können, sieht toll aus. Plötzlich hören wir Stimmen, die von irgendwo oberhalb zu kommen scheinen. Die Stadtmauer überragt die Häuser, gerade läuft dort eine Gruppe Touristen entlang.
- Tipp: Buza Bar, erreichbar von der Ul. od Margarite aus (hier) über einen Durchgang in der Stadtmauer.
Knapp zwei Stunden später erreichen wir wieder das Tor, durch das wir die Altstadt betreten haben. Die ersten Follow-the-Umbrella-Kohorten stampfen uns bereits auf der Zugbrücke entgegen, ihren mit Headsets ausgestatteten Reiseführern hinterher, die die Sehenswürdigkeiten der Stadt auf Englisch, Spanisch, Chinesisch referieren. An der Treppe, die auf die Stadtmauer führt, hat sich eine Schlange gebildet. Wir setzen uns kurz auf eine Bank, essen einen Apfel und beobachten das Spektakel. Dann laufen wir zurück zu unserem Bus und brausen aus der Stadt hinaus. Die kleine Landstraße führt an der Flanke des Berges entlang und schließlich sind wir so weit oben, dass uns Dubrovnik zum Abschied noch ein Postkartenmotiv seiner Altstadt samt knallblauem Meer hinter herschickt.
Camping an der Adriaküste: So kanns gehen
Die Nacht vor unserer Stadtbesichtigung haben wir auf einem Campingplatz etwa 30 km vor Dubrovnik verbracht. Wildes Campen ist in Kroatien leider verboten und wird auch mit Geldstrafen geahndet. Wir haben uns für das Auto Kamp Banja entschieden, weil es direkt am Meer liegt (wenn wir schon ein Stück der berühmten kroatischen Adriaküste entlang fahren, wollen wir auch wenigstens ein Mal baden gehen!) und es dort (im Gegensatz zu den anderen Camps in der Nähe) viel Schatten geben soll. So steht es zumindest in unserem Campingführer Kroatien von camping.info.
Als wir endlich völlig verschwitzt unseren Weg durch das Einbahnstraßengewirr des Ortes gefunden haben, weist uns die Betreiberin des Auto Kamp jedoch recht barsch einen Platz in der Sonne zu – obwohl es einige freie Stellplätze im Schatten gäbe. Aber die sind alle für Stammgäste reserviert (von denen es viele zu geben scheint) und für Camper, die länger als eine Nacht bleiben, erklärt sie uns. Ob die alle heute ankommen, weiß sie zwar nicht, aber trotzdem… Aha. Erst nachdem wir sie mehrfach auf unsere kleine Tochter hingewiesen und sie um wenigstens ein bisschen Schatten angefleht haben, dürfen wir uns auf einen winzigen Platz unter einem Baum quetschen. Wir bekommen kaum unser Dach hoch, weil die Äste so tief hängen, aber mit etwas Rangieren klappt es dann doch.
- Hopp oder Topp? Entscheidet selbst: Auto Kamp Banja im Örtchen Slano [hier], sauberer Sanitärblock, Tel. +385 (0) 208 712 18, wir haben für die Nacht ca. 16 Euro bezahlt. Fotos und weitere Bewertungen auf www.camping.info.
Der Strand entpuppt sich als kieseliger, knapp 3m breiter Streifen, an dem direkt jene Straße entlang führt, auf der man den Ort in Richtung Landstraße und Dubrovnik verlässt. Es ist zwar nur wenig Verkehr, aber als wir uns kurz auf unserer Strandmatte ausstrecken, fühlt es sich so an als würden die Autos direkt an unseren Köpfen vorbei rollen. Das Meer allerdings ist wirklich ein Traum in Türkis und Blau und hat dazu eine angenehme Badetemperatur.
Wir verbringen den Rest des Tages mit Baden und In-der-Hängematte-Schaukeln (die wir an den Baum neben unserem Bus gebunden haben). Am Abend, nachdem wir gegessen haben, radelt die kleine Co-Jägerin vergnügt über den Campingplatz und stellt überrascht fest: Hier gibt es ja ganz viele deutsche Kinder! Hätten wir uns im Auto Kamp Banja willkommener gefühlt, wir wären womöglich ein, zwei Nächte länger geblieben. Vielleicht aber auch nicht. Am nächsten Morgen stellen wir nämlich fest, dass der Campingplatz offenbar ein Paradies für Stechmücken ist: Wir Erwachsenen haben zwar nur zwei, drei Stiche abbekommen, die kleine Co-Jägerin dafür umso mehr. Ich habe wirklich noch NIE so viele Mückenstiche auf einem Arm bzw. Bein gesehen. Zum Glück haben wir eine gut ausgestattete Reiseapotheke dabei.
Nach einem schnellen Frühstück brechen wir dann auf in Richtung Dubrovnik. Und räumen unseren kleinen Stellplatz unter dem Baum mit den ausladenden Ästen, den am Abend zuvor eine aufgeregte ältere Deutsche, kaum dass sie auf dem Campingplatz angekommen war, beanspruchte. Schließlich parkt sie dort IMMER SCHON während des Urlaubes ihren Bootsanhänger.
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