Die Presse hat schon längst ihr Ende ausgerufen, aber es gibt sie immer noch – zum Glück! Honesty Boxen sind für mich so typisch neuseeländisch, es wäre jammerschade, wenn ein paar Idioten unehrliche Menschen es für uns andere verderben würden. Für diejenigen, die nicht wissen, wovon ich spreche: Honesty Boxen sind kleine Verkaufsstände am Straßenrand, die ganz ohne Verkäufer auskommen. Man darf sich einfach bedienen und steckt das passend abgezählte Geld in ein dafür vorgesehenes Behältnis.
Für uns Schmatz-Jäger sind sie die wohl häufigste Ursache für eine Vollbremsung. Und für diejenigen, die es mit dem regional-saisonal Essen ernst meinen, sind sie besser als jeder Biomarkt, denn hier kauft man direkt vom Erzeuger, oft unmittelbar neben dem Acker bzw. Gartenzaun.
In Deutschland habe ich in meinem ganzen Leben zwei gesehen: Irgendwo in Friesland hatte ein Bauer einen richtigen Marktstand mit Gemüse aufgebaut und bei einer Wanderung in Brandenburg kamen wir an einem Garten vorbei, vor dem auf einem Tischchen selbst eingelegtes Dill-Essig verkauft wurde.
Hier sind wir in nur knapp drei Monaten an hunderten solcher Boxen vorbei gekommen. Die bisher tollste Entdeckung war der Thymianhonig in Central Otago. Ich sage bisher, weil wir heute an der möglicherweise schönsten Honesty Box Neuseelands Halt gemacht haben, ein Stückchen nördlich des Autofähren-Anlegers. Ein kleines, hübsch dekoriertes Häuschen (siehe Foto) mit einem ebenso schönen Sortiment:
Verschiedene Gemüsesorten (spray free!), Bio-Eier, selbstgemachte Marmeladen, Töpfchen mit frischen Kräutern, sogar ein bisschen Kunsthandwerk. Wir hatten wegen des Avocado-Schildes am Straßenrand gehalten und kauften dann noch ein Gläschen Wassermelonen-Konfit ($7), neben dem auf einem handgeschriebenen Zettel empfohlen wurde, es mit gutem Käse zu essen.
Die Honesty Boxen gibt es zum Glück noch – aber die Zeiten haben sich trotzdem geändert. Früher genügte ein Jogurtbecher, in den die Leute das Geld legen, auf unserem jetzigen Trip sehe ich nur noch verplombte Metallbüchsen mit Schlitz. Und manchmal werden die Stände sogar mit einer Sicherheitskamera überwacht. Dort, in Rangiora, gab es keine Kamera, dafür ein kleines Klemmbrettchen mit Notizzettel. Ich habe ein Dankeschön hinterlassen – für die überraschende Idee, aus Wassermelone Konfit zu machen.
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