Wenn man in Deutschland „mexikanisch essen geht“, dann ist das meist eher Tex-Mex-Küche und was genau man da auf dem Teller hat, lässt sich vor lauter überbackenem Käse oftmals kaum erkennen. Ganz anders im „La Lucha“ in Berlin-Kreuzberg. Wir haben das Restaurant ausprobiert
Die Eröffnung des „La Lucha“ in unserem Berliner Kiez vergangenen Sommer kam genau zur rechten Zeit: Um uns die Wartezeit auf unsere Mexiko-Reise zu verkürzen, waren wir jetzt schon einige Male dort essen – und haben eine Idee davon bekommen, wie vielfältig die mexikanische Küche eigentlich sein kann. Außerdem haben wir schon mal getestet, ob unser Spanisch überhaupt noch verstanden wird. Klar, man kann im La Lucha problemlos auf Deutsch bestellen, auch Englisch hört man dort (vor allem von den Gästen) sehr viel, die Muttersprache der meisten Kellner ist allerdings Spanisch. Deshalb und wegen der farbenfrohen Inneneinrichtung mit viel Kunst an den Wänden konnten wir auch immer schon ein bisschen mexikanisches Lebensgefühl atmen.
Unser erstes Mal war ein sehr spontaner Besuch: Ich hatte von der Eröffnung gehört und Lust, das La Lucha auszuprobieren. Auch die kleine Co-Jägerin war von der Idee eines Kurztrips „nach Mexiko“ sofort begeistert. Es war Sommer, wir waren gleich um 18 Uhr (wenn das Restaurant öffnet) da und saßen draußen, im sonnigen Biergarten, mit Blick auf den Landwehrkanal. Für den späteren Abend sollte man allerdings reservieren.
Das erste, was uns auffiel, war der Service: Nicht nur flink und aufmerksam, sondern auch noch entzückend zu meiner vierjährigen Begleiterin. Auch das Konzept des La Lucha war uns sofort sympathisch: Die Gerichte sind (bis auf wenige Ausnahmen) so portioniert, dass man als Erwachsener zwei bis drei schafft. Ideal für Menschen wie mich, die am liebsten immer alles ausprobieren wollen. Wenn man als größere Gruppe kommt, so wie wir bei unserem zweiten Besuch, kann man das sogar noch potenzieren. Die Küche schickt die Teller dann auch schön hintereinander raus. Und für diejenigen, die erstmal eine Kostprobe wollen und nicht so viel Geld ausgeben (ganz günstig ist das La Lucha nämlich nicht), sind die kleinen Gerichte auch perfekt.
Probiert haben die kleine Co-Jägerin und ich bei unserem ersten Besuch die vegane „Maíz y Frijol“ (5,5 €): weiche Tacos mit pikantem Bohnenmus, gegrillten Baby-Maiskölbchen und kandierten Walnüssen. Ich musste an einen Freund denken, der mich vor einer Taco-Überdosis in Mexiko warnte. Also wenn das so abwechslungsreich schmeckt, esse ich davon gerne mehr. Außerdem hatten wir gegrillte Hühnerschenkel mit einer ziemlich scharfen Sauce (6,5 €), die auf Anfrage sehr gerne in einem extra Schälchen serviert wurde. Die kleine Co-Jägerin trainiert zwar ihren Gaumen fleißig für unsere Reise, an so richtig scharfes Essen traut sie sich aber noch nicht ran. Dazu gabs ein knallrotes „Agua Fresca“ (Hibiskusblüten-Tee-Limo, 3,5 €), das zur Freude meiner Kleenen im Riesenglas mit reichlich Eiswürfeln und Strohhalm ausgeschenkt wurde, und für mich ein frisch gezapftes naturtrübes Pils (3,2 €).
Im Laufe unserer weiteren Besuche, bei denen wir mal zu zweit, mal zu dritt, mal zu sechst kamen, haben wir uns dann wirklich querbeet durch die Karte probiert. Wobei sich diese auch immer wieder ein wenig verändert. Dabei stellten wir dann auch fest: Nur ein Teil der spanischsprachigen Kellner ist aus Mexiko – und diejenigen erzählen gerne, aus welcher Region dieses oder jenes Gericht auf der Karte stammt.
Die vegane „Huarache“ (8,5 €) beispielsweise, stammt aus der Region Oaxaca, die – nach allem, was ich bisher gehört habe – neben der Hauptstadt das Epizentrum moderner mexikanischer Küche sein soll. In ein paar Wochen werden wir uns das selbst anschauen, dann sind wir nämlich dort! Im La Lucha werden die einzelnen Elemente wie ein Gemälde auf dem Teller, oder vielmehr auf der Mais-Tortilla (sic!), angerichtet: Bohnenmus, Mole-Sauce, gegrillte und geräucherte Gemüse, dazu frische Kräuter und Blüten.
Überzeugt haben uns auch die „Carnitas“ (6,9 €), wiederum Tacos belegt mit langsam gegartem, sehr zartem Schweinfleisch und rohen Zwiebelringen, das man nach eigenem Gusto mit Limette und Salsa Verde abschmecken kann. Für meinen Geschmack einen Tick zu fettig waren die „Flores Fritas“ (5,9 €), Chrysanthemenblüten im frittierten Teigmantel, aber die dazu gereichte, ungewöhnliche Tomaten-Zimt-Salsa machte das wieder wett. Und die kleine Co-Jägerin knabberte begeistert an den essbaren Blumen.
Als große Ceviche-Fans haben wir natürlich auch die „südamerikanischen Sushi“ bestellt, die nicht nur in Peru gerne gegessen werden (wo sie angeblich erfunden wurden und als Nationalgericht gelten), sondern auch an Mexikos langer Küste. Die Basis von Ceviche sind Happen vom rohen Fisch, die für wenige Minuten in Limettensaft mariniert und dabei kalt gegart werden. Im La Lucha ist es Dorade, die anschließend mit Gurke und Avocado angemacht wird (8,5 €). Eine sehr sanfte Ceviche-Variante – uns fehlte dabei die Schärfe, die das Gericht üblicherweise von Chili und rohen Zwiebeln (die hier nur obenauf gesetzt wurden statt mit durchzuziehen) bekommt. Aber der Fisch war ausgezeichnet.
Auch an den Churros (4,5 €) kamen wir nicht vorbei und wer keine Angst vor Kalorien hat, sollte sie unbedingt probieren. Eine Portion reicht aber locker für den ganzen Tisch! Die Churros im La Lucha sind dicker als ich sie aus Spanien kenne, dadurch sind sie außen knusprig und haben innen einen ganz weichen Kern. Ich fand die Konsistenz geradezu perfekt. Dazu wird eine Soße aus dunkler, mit Chili geschärfter Schokolade gereicht.
Über den Mezcal, den wir zum Abschluss noch getrunken haben, könnte man eigentlich einen eigenen Beitrag schreiben: Das La Lucha hat eine sagenhafte Auswahl von 125 verschiedenen Mezcal und Tequila. An die unterschiedlichen Geschmäcker kann man sich mit einem „Mezcal Flight“ (ab 11,9 €) oder „Tequila Flight“ (ab 6,9 €) herantasten: Dabei verkostet man drei verschiedene Sorten, zu deren Bestonderheiten und Herstellung man jeweils etwas erzählt bekommt. Für den Co-Jäger und mich war es tatsächlich der erste Mezcal überhaupt und er hat mich mit seinem leicht rauchigen, komplexen Aroma neugierig auf mehr gemacht. Dazu bekamen wir ein Gläschen scharf gewürzten Tomaten-Clamato-Saft mit einem Rand aus zerstoßenen Kaffee-Bohnen. Wer Clamato nicht kennt: Das ist ein Saft aus Tomaten und Muschelsud, ja-haaaaaa…. In Kanada (und ich dachte bislang, tatsächlich auch nur dort) sehr beliebt und essentielle Zutat des legendären kanadischen Cocktails „Bloody Caesar“. Machte sich aber auch gut in diesem ungewöhnlichen Beigetränk, das wir zum Neutralisieren zwischen den einzelnen Mezcal-Schlückchen nippen sollten.
La Lucha, Paul-Lincke-Ufer 39-41, 10999 Berlin, Tel. 030/ 55 20 09 14, geöffnet täglich ab 18 Uhr.
Disclaimer:
Ein Teil unserer Recherche erfolgte auf Einladung des La Lucha. Vielen Dank dafür! Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung.
Schreibe einen Kommentar