Wann immer wir in Korea an einem gedeckten Tisch saßen, war es, als würden wir eine Wundertüte öffnen. Die koreanische Küche steckt voller Aha-Momente und überraschte uns mit immer neuen Geschmäckern und Texturen. Mit Überraschungen kann man uns ja sowieso immer kriegen, aber dann bekamen wir auch noch zu jedem Essen viele, viele kleine Schälchen mit Beilagen (genannt Banchan) dazu – von Kimchi über unzählige, raffiniert eingelegte Gemüse bis hin zu Salaten. Ein Bekannter hatte uns ja vor der Abreise vor „strange tastes“ gewarnt, aber für uns war es Liebe mit dem ersten Biss.
Zum Glück leben in Berlin viele Koreaner, so dass es auch hier das eine oder andere koreanische Restaurant gibt. Gerade erst hat eines in unserer Nachbarschaft eröffnet – Bingo! Wir sind gleich zum Probieren vorbei gegangen und haben die Berliner Reiseblogger-Kollegen Ines von myfamilyontour, Marc von reisezoom und Hartmut von 4aufeinenstreich, der aus Schweden angereist war, mitgenommen. Leider werden die versprochenen Barbeque-Grills erst ab 17 Uhr angeschmissen, aber auch die Mittagskarte bot uns genug Auswahl.
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Ines und ich bestellten Jabchae, ein Gericht aus Süßkartoffel-Glasnudeln, mit mariniertem, hauchfein geschnittenen Rindfleisch (auf koreanisch: Bulgogi), allerlei Gemüse und hausgemachter Sojasauce. Als Mittagsmenü (7,50 Euro) gab es eine Miso-Suppe dazu sowie als Beilagen Kimchi, eingelegte Minichampignons und einen pikanten Krautsalat, der mich an eine Vorstufe von Kimchi erinnerte. Die Nudeln schmeckten leicht süßlich, was prima zur Schärfe des Rindfleischs und der Beilagen passte. Kann sich mein Mund wirklich kribbelnd, warm und erfrischt zugleich anfühlen, fragte ich mich zwischen zwei Bissen? Koreanisches Essen schafft das irgendwie.
Marc und Hartmut entschieden sich für Bibimbap, das koreanische Nationalgericht mit den tausend Gesichtern. Seine Basis ist immer Reis, darauf kommt fein geschnittene Rohkost (zum Beispiel Gurke, Karotte, Blattsalat, Rotkraut), eingelegte und/oder fermentierte Gemüse, manchmal auch Algenstreifen, sowie meist fein gewürztes, gebratenes Hackfleisch. Im SSAM kann man Bibimbap aber auch mit Bulgogi, Käse, Tunfisch, Lachs, Tofu oder Pilzen (vegan) bestellen (je 6,90 als Menü mit Suppe und drei Beilagen) sowie in der Variante „Dolsot Bibimbap“, bei dem es in einer schweren, zischend heißen Steinschüssel auf den Tisch kommt (7,90 Euro). Wenn das Gericht serviert wird, liegen alle Bestandteile als hübsche kleine Häufchen auf dem Reis und obendrauf thront ein (mal rohes, mal gebratenes) Ei (das in der veganen Variante natürlich fehlt).
„Bibimbap – wtf? Ich habs ja nicht so mit Namen von Essen“, kommentiert Marc, dem nach etwas Nachdenken aber einfällt, dass er doch schon mal koreanisch essen war. Was er sich aber definitiv bis zum nächsten Mal merken wird: „Soße drüberkippen und rühren, dann erst essen!“ Gemeint ist die feuerrote Chilipaste namens Gochujang, die dem Gericht erst den richtigen Kick gibt. „Wenn’s nicht schmeckt: noch mehr Soße ran“, ergänzt Hartmut den Tipp des Kellners. „Und wie es geschmeckt hat! Auch fürs Auge war es eine Freude, zumindest vor dem Mischen.“ Für ihn war es das erste, aber bestimmt nicht das letzte Mal, dass er koreanisch essen war.
Die Magie der koreanischen Küche scheint schon bei Kindern zu wirken. Ines sechsjährige Tochter – „sonst eher nicht so experimentierfreudig“ – hat fast alles auf ihrem eigenen Teller und dem ihrer Mutter probiert. Und Hartmuts Zehnjährigem, der um asiatisches Essen bisher einen großen Bogen machte, schmeckte das gebratene Lachsfilet – obwohl er es nicht (wie so oft in Schweden) selbst geangelt hatte.
Wir freuen uns über den Neuzugang in der Nachbarschaft und werden das SSAM bald noch mal zum Barbeque besuchen. Mal schauen, ob es genau so gut ist wie in Seoul! In jedem Fall aber wird es schöne Erinnerungen an unseren letzten Abend in der südkoreanischen Hauptstadt wecken.
SSAM Korean Barbeque, Kottbusser Damm 96, 10967 Berlin, Tel. 030/ 49089535, www.facebook.com/SsamKoreanBarbeque
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