Es ist noch gar nicht lange her, dass die Jäger des verlorenen Schmatzes zum allerersten Mal Ceviche probiert haben. Wir waren dermaßen geflasht von dieser Aromenbombe aus (beinahe) rohem Fisch, Limettensaft, Chili und Koriander, dass wir es gleich noch mal essen wollten. Aber natürlich nicht exakt dasselbe! Dass Bloggerkollegin Angela von unterwegsmitkind.de eine weitere Cevichería in Kreuzberg entdeckt hatte, kam da wie gerufen. Sofort waren wir uns einig, dass wir uns dort zum Mittagessen und Netzwerken treffen wollen.
Beim Betreten des Restaurants werden wir von Antonello wie alte Bekannte begrüßt und zum Tisch unserer Wahl begleitet. Ich mag das ja, wenn man sofort spürt, dass jemand liebt, was er tut. Aufmerksam ist der Service auch: Kurze Zeit später kommt er wieder an unseren Tisch, bringt einen Gruß aus der Küche mit (frittierte Hefeteigbällchen mit fruchtiger Tomatensauce zum Dippen) und hilft uns bei der Auswahl.
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Das Restaurant ist in knalligen Farben kunterbunt gestrichen, was mich sofort an Frida Kahlo und Mexiko denken lässt. Das gigantische Totenkopf-Mosaik an der Wand scheint mir Recht zu geben. Und tatsächlich: Beim Blick in die Karte sehe ich, dass es Ceviche à la Mexicana gibt. Nanu? Bis dahin dachte ich, es handele sich dabei um das peruanische Nationalgericht. „Aber es gibt doch auch in Mexiko frischen Fisch!“, erklärt uns unser Gastgeber lachend. Angela erzählt mir später, dass sie auf ihrem Südamerika-Trip auch in Ecuador Ceviche probiert hat, und zwar im ‚Tal der Hundertjährigen‘: „Mein erster Gedanke war damals: Mit diesem Essen kann man locker 100 Jahre alt werden.“
Zweite Überraschung: Die Hälfte der Karte besteht aus sizilianischem Streetfood.
Bei zusammengewürfelten Speisekarten schrillen ja normalerweise alle meine Alarmglocken. Hier aber ist es stimmig und, was noch viel wichtiger ist, authentisch, denn Antonello ist gebürtiger Sizilianer, seine Frau Mexikanerin.
Ich kann mich kaum entscheiden und ringe mich schließlich zur veganen Ceviche durch, nachdem Angela mir versprochen hat, mich mal von ihrem Fisch probieren zu lassen. Und die Mango-und-Zucchini-Ceviche (7€) begeistert mich restlos: Zwischen fruchtigen Mangohappen und knackiger Zucchini knallen die rohen Zwiebeln, die Chili, die frische Minze und der Limettensaft. Gekrönt wird das Ganze von einigen Stängelchen Seespargel. Wieder eine echte Aromenexplosion – aber eine völlig andere als beim ersten Mal.
Angela hat sich für den gemischten Ceviche-Teller (16,50 €) entschieden, auf dem sich Happen vom Loup de Mer, Viktoriabarsch sowie eine ganze Garnele befinden, die zehn Minuten in Limettensaft mariniert und anschließend mit Koriander, Chili und roten Zwiebeln vermischt wurden. Das Gericht ist einwandfrei, frisch, fein abgeschmeckt und so schön in einem bunten Keramikteller dekoriert als hätten wir ein Gemälde vor uns. Aber als ich probiere, fehlt mir der Wow-Effekt, den ich jetzt irgendwie erwarte. Mir tritt nicht mal Schweiß auf die Stirn wie bei meinem ersten Mal.
Natürlich kann ich das Restaurant nicht verlassen, ohne auch das sizilianische Streetfood probiert zu haben. Ich bestelle eine „Arancina“, eine frittierte, etwa tennisballgroße Reiskugel, gefüllt mit Sepia-Ragout (5 €). Der Reis wurde mit der Sepiatinte schwarz gefärbt, was raffiniert aussieht und ihm einen Hauch von Fischgeschmack verpasst. Dazu schmeckt der fruchtige Tomatendip prima. Danach bin ich pappsatt und verzichte lieber auf einen Espresso, um den Geschmack noch etwas länger auf der Zunge zu behalten.
Beim Abschied bewundern wir das Totenkopf-Mosaik und Antonello erzählt uns, dass er es selbst gemacht hat. Weil es dafür länger brauchte als er sich das vorher ausgemalt hatte, musste er sogar die Restaurant-Eröffnung verschieben. Ich würde sagen: Das war es wert. Das Bild ist ein echter Knaller.
Antonello’s Cevicheria & Streetfood, Nostitzstraße 22, 10961 Berlin, Tel. 030/ 81492544.
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